Blogbeitrag

Bild von cattalin auf Pixabay tunnel-518008

Ende kreativ

28. November 2024

Sonntagsbotschaft zum 1. Dezember 2024, dem 1. Adventssonntag im Lesejahr C.

Ein unschönes Ende zu nehmen, droht so manche Entwicklung.

Wovon rede ich?

An was denken denn Sie bei solchen Worten?

Die Vielfalt beängstigender Entwicklungen ist enorm. Sowohl im persönlichen Lebensweg – im eigenen wie auch in dem von mir nahestehenden Menschen – als auch im Fortgang dessen, was weltweit geschieht.

Von dem, was Ihnen da in den Sinn kommt, will ich gar nicht ablenken durch eine Aufzählung dessen, woran ich da denke.

Nach allem, was die eigene Beobachtung wie auch die Berichterstattung in den Medien zeigt, nimmt die Zahl der Menschen jedenfalls zu, die nicht mit freudiger oder hoffnungsvoller Neugier in die Zukunft gehen, sondern eher gebückt, mit eingezogenem Kopf, niedergedrückt durch das, was sie kommen sehen.

Was sind denn für Sie die Dinge, die Ihnen die größten Sorgen machen, die Sie zur Verzweiflung bringen könnten? Was macht Ihnen am meisten Angst?

Warum frage ich so? Warum lenke ich meine – vielleicht auch Ihre – Aufmerksamkeit auf so etwas?

Ich möchte ja entdecken, was die Botschaft der Bibeltexte an diesem Sonntag ist. Und nachdem ich mich vertrauensvoll dem ausgesetzt habe, was es da zu hören gibt, ist mir klar geworden: Da geht es genau um alles das, was Sie oder mich niederdrückt oder bedroht und was unsereins heute Angst macht und das Leben beeinträchtigt.

Jesus redet da im Evangelium über alles das Bedrohliche, was sich abzeichnet. Es ist einer seiner letzten Tage in Jerusalem. Und auf dem Tempelplatz spricht er noch einmal zusammenfassend von dem, worauf es ihm bei allem Reden und Tun immer angekommen ist. Er redet von dem, was den Menschen so viel Angst macht. Und er will sie offensichtlich dazu bewegen, auch und gerade im Schlimmstmöglichen, was kommen kann, sich von ihm anrühren zu lassen.

So redet er von Katastrophen und Weltuntergang und lenkt ihren Blick auf ihn, der ihnen doch schon die ganze Zeit mit all seinem Reden und Tun gezeigt hat, dass er – selbst und gerade im Schlimmsten – aus allem Unheil Heil schafft – in Gottes Kraft und Vollmacht:

Dann wird man den Menschensohn
in einer Wolke
kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Wenn dies beginnt,
dann richtet euch auf
und erhebt eure H
äupter;
denn eure Erl
ösung ist nahe.
(Lukas 21,27-28)

Wenn alles das beginnt und auf euch zukommt, was euch Angst macht, dann richtet euch auf!

Das klingt ziemlich paradox, widersprüchlich zu all den Verhaltensmustern, die uns vertraut sind.

Wir stehen vor der Frage, ob wir ihm trauen und in all dem, was uns Angst macht, neugierig nach ihm Ausschau halten.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Das ist mehr als eine fromme Übung in einer wertvollen Tugend. Eine solche Haltung will wachsen. Es ist die Haltung, die mit dem Advent gemeint ist.

Im Advent der erste Sonntag bietet auch mit der ersten Lesung aus der Bibel ein Beispiel, wie das gemeint ist:

Da geht es um eine katastrophale Ausweglosigkeit der Menschen in Jerusalem etwa um 600 vor Christus. Das Heer des babylonischen Königs Nebukadnezzar ist ins Restgebiet von Israel eingefallen und das feindliche Heer belagert jetzt die Stadt. Sie haben schon ihre Häuser eingerissen, um mit den Steinen die Stadtmauer zu verstärken. Was sie noch zu erwarten haben? Nur den Untergang. Es ist alles aussichtslos. Die Katastrophe ist unabwendbar. Das Ende.

Da traut Jeremia der Botschaft, mit der er sich von Gott beauftragt weiß. Er tut etwas geradezu Verrücktes: Er schließt mit einem anderen Bürger der Stadt einen Kaufvertrag ab. Er kauft von ihm einen Acker vor den Mauern der Stadt. Gott hat ihm gesagt, er soll das tun. Als König Zidkija davon hört, bestellt er den Propheten zu sich: Was das denn soll. Und als Antwort überliefert die Bibel, wie Jeremia die Zukunft sieht:

Seht, es werden Tage kommen –
Spruch des Herrn – ,
da erfülle ich das Heilswort,
das ich über das Haus Israel
und über das Haus Juda gesprochen habe.
Ich … werde für David
einen gerechten Spross aufsprießen lassen.
Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.
Juda wird gerettet werden
und Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. …
(Jeremia 33,14-16)

Und das, obwohl der Untergang bevorsteht! „… in Sicherheit wohnen“! Und Jeremia kauft den Acker. Im Vertrauen auf Gottes Zusage, dass es nach der Krise Zukunft und Leben gibt. „Ende“ – mag sein. Und zugleich Anfang! Da kann Jeremia gut schon mal das neue Grundstück kaufen.

Diese Haltung des Advent kann man in die Worte fassen: Er ist unsere Zukunft. Er ist es, der auf uns zukommt.

Das betont von jeher der 1. Adventssonntag. Mit ihm beginnt ein neues Jahr. Das alte ist an sein Ende gekommen. Ja, das Ende ist Realität.

Und mit seiner Botschaft bestärkt der Advent zu einer neuen Perspektive, in der das Alte gerne verabschiedet wird, um Neues anzufangen. Er setzt Handlungsenergien frei, die zu einer Lösung führen. In diesem Sinne wird dann der 2. Sonntag im Advent fortsetzen: Menschen wollen und sollen ihm den Weg bereiten. Sie stellen sich dem Alten entgegen, so dass es keinen Bestand mehr hat und das Neue werden kann.

Türen und Tore müssen noch geöffnet werden.

Christliche Tradition besingt das als bevorstehenden Einzug, als Herrschaftsbeginn dessen, den wir am vergangenen Sonntag schon als den neuen „König“ gefeiert haben, „der Heil und Leben mit sich bringt“.

Also: „Richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es naht eure Erlösung!“

Guten Advent!

Hier können Sie meinen Beitrag weiter empfehlen: