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Bild von David Shepherd auf Pixabay

Stabiler Halt bei Gegenwind

6. März 2025

Sonntagsbotschaft zum 9. März 2025, dem 1. Sonntag auf dem neuen Weg zum Osterfest. 

Wem kann man heute wirklich den Willen und die Fähigkeit zuschreiben, dass er vertrauenswürdig und zuverlässig vorangeht – beim Finden von Lösungen und Auswegen? Werden nicht – jedenfalls unter Belastung – alle möglichen Menschen sich immer wieder in Widersprüchen verfangen?

Von Jesus erzählt die Bibel, dass er – auch durch Lernprozesse hindurch – durchgängig er selbst blieb: Von Anfang an sei er sich der Versuchungen bewusst gewesen, die auf einem verantwortlichen Weg einen ziemlich durcheinanderbringen und vom Weg ablenken können – vor allem bei Gegenwind.

Drei der Evangelien setzen das betont an den Anfang und machen so Mut, auch in den heutigen Versuchungen sich von ihm begleiten und anregen zu lassen.

Jedes Jahr ist eine dieser Erzählungen das „Evangelium“ vom 1. Sonntag der Zeit auf dem Weg der Veränderungen, damit trotz allem doch endlich Ostern wird. In diesem Jahr nach Lukas:

Seit der Zeit der Begegnung mit Johannes am Jordan, der alle zur Taufe auf die Umkehr aufrief, wird Jesus sich seiner Lebensaufgabe klar: mit Gottes befreiender Herrschaft anfangen, so dass für die Menschen der Himmel aufgeht!

Nicht blauäugig macht er sich dran. Mit den Realitäten im Blick, vergewissert er sich seiner selbst. Dann stellt er sich der Herausforderung. „Umkehr“, „Buße“ – heilsame Veränderung, so dass Transformation von Tod in Leben stattfinden kann!

Das setzt Vertrauen voraus und innere Unabhängigkeit von denen, die genügend Macht haben, um mit ihrem intransparenten und hinterlistigen Marketing ihren Willen durchzusetzen.

Jesus sieht sich von Anfang an auf die Probe gestellt: Wie entschieden und eindeutig wird er in seinem Handeln wirklich bleiben?

In der jüdischen Tradition groß geworden, war ihm dabei vielleicht eine wichtige Stütze einer der alten Bekenntnistexte aus der Bibel, an dem schon zu seiner Zeit und bis heute gläubige Juden Halt fanden und der auch an diesem Sonntag als 1. Schriftlesung dem Evangelium zugeordnet ist:

… Mein Vater
war ein heimatloser Aramäer.
Er zog nach Ägypten,
lebte dort als Fremder
mit wenigen Leuten
und wurde dort
zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk.
Die
Ägypter behandelten uns schlecht,
machten uns rechtlos
und legten uns harte Fronarbeit auf.
Wir schrien zum HERRN,
dem Gott unserer V
äter,
und der HERR h
örte unser Schreien
und sah unsere Rechtlosigkeit,
unsere Arbeitslast
und unsere Bedr
ängnis.
Der HERR f
ührte uns
mit starker Hand
und hoch erhobenem Arm,
unter gro
ßem Schrecken,
unter Zeichen und Wundern aus Ägypten,
er brachte uns an diese St
ätte
und gab uns dieses Land,
ein Land, wo Milch und Honig flie
ßen. …
(Deuteronomium 26,4-10)

Zentriertes, anerkennendes Bewusstsein: Aus Bedrängnis und Unterdrückung hat Gott uns wunderbar herausgeführt – dahin, dass wir jetzt reiche Erträge genießen können! Ja, das verdanken wir ihm. Dazu bekennen wir uns!

Eine wunderschöne Vision vom erfüllten Leben! Aber schon durch die Jahrhunderte der Geschichte des Volkes Israel hindurch wurde klar: Das will immer wieder neu angeeignet und zum Herzensanliegen werden. Bevor das gelingt, gilt es, auf dem Weg dorthin zwischen eigensinnigen Neigungen und Seinen Weisungen zu unterscheiden und sich Seiner Führung anzuvertrauen!

Jesus stellt sich dem und geht da hindurch – ganz Mensch – einer von uns. (vgl. Hebräer 4,15!)

Erfüllt vom Heiligen Geist, …
wurde Jesus vom Geist in der Wüste umhergeführt,
… und er wurde vom Teufel versucht.

Erster Aspekt:

In jenen Tagen aß er nichts;
dann aber … hungerte ihn.
Da sagte der Teufel zu ihm:
Wenn du doch Gottes Sohn bist,
so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
Jesus antwortete ihm:
Es steht geschrieben:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Warum widersetzt sich Jesus? Ihm ist doch klar, dass man essen muss, wenn man Hunger hat. Er nimmt ja sogar seine Begleiter in Schutz gegen die Kritik der Pharisäer, weil sie auf dem Weg durch ein Kornfeld Ähren pflücken, obwohl das als Erntearbeit am Sabbat verboten ist: „Sie haben doch Hunger!“, sagt er (vgl. Lukas 6,1-5). Möglichkeiten, den Hunger zu stillen, muss man doch nutzen!

Warum also will Jesus, da er doch Hunger hat, diese Möglichkeit, wenn sie sich doch bietet, nicht nutzen?

Offensichtlich geht er davon aus: Es gibt Anderes, was noch wichtiger ist, als in jeder Situation alles, was geht, fürs eigene Interesse zu nutzen.

Jesus – erfüllt von Gottes Geist – so betont das Evangelium – behält selbst in lebensfeindlicher Umgebung im Blick, was für ihn Vorrang hat, worauf er seine Aufmerksamkeit konzentriert und wofür er sich einsetzt: nämlich dass immer öfter und immer mehr „der Himmel aufgeht“ für die Menschen. Durch eine vordergründige Befriedigung seiner Bedürfnisse lässt er sich nicht davon ablenken, sondern bleibt sich treu.

Er weiß: Wenn er mit einem spektakulären, vielleicht nur ihm möglichen Einsatz fürs eigene Interesse von sich reden macht, dann schädigt er die Chancen anderer Menschen mit weniger Möglichkeiten. Sie werden sich dann in ihrem Tun nicht auch von diesem Geist führen lassen. Da könnte „der Himmel aufgehen“ immer nur an den Orten und in den Momenten, wo und solange Jesus dabei ist. Nein, so würde er mit seinem Leben scheitern.

Als analoges Beispiel für unsere Zeit fällt mir dazu ein: Das Ideal, eigenen Besitz abzusichern und zu vermehren, steht dem anderen Ideal entgegen, allen Menschen einen Mindestanteil an Besitz zu ermöglichen.

Nächster Aspekt der menschlichen Versuchungen, dessen Jesus sich inne wird:

Da führte ihn der Teufel hinauf
und zeigte ihm in einem Augenblick
alle Reiche des Erdkreises.
Und er sagte zu ihm:
All die Macht und Herrlichkeit
dieser Reiche
will ich dir geben;
denn sie sind mir überlassen
und ich gebe sie, wem ich will.
Wenn du dich vor mir niederwirfst
und mich anbetest,
wird dir alles geh
ören.

Du brauchst dir nur von mir sagen zu lassen, wie es geht. Dann wirst du dich darin sonnen, dass du, was immer du willst, überall auf der Welt durchsetzen kannst. Und dann werden sie dir alle zu Willen sein! Überhör doch einfach dieses ideologische Geschwätz über „Menschenrechte“ und „Korruption“! Ich zeig dir, wie du ausreichend Geld scheffeln wirst, so dass keiner mehr sich traut, gegen dich aufzumucken.

Jesus antwortete ihm:
Es steht geschrieben:
Vor dem Herrn, deinem Gott,
sollst du dich niederwerfen
und ihm allein dienen.

Welcher Wille könnte das sein, dem ich mich unterwerfe, wenn nicht allein Gottes Willen!

Dritter Aspekt:

Darauf führte ihn der Teufel
nach Jerusalem,
stellte ihn oben auf den Tempel
und sagte zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist,
so st
ürz dich von hier hinab;
denn es steht geschrieben:
Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten;
und: Sie werden dich
auf ihren H
änden tragen,
damit dein Fu
ß nicht an einen Stein stößt.

Also na gut, wenn dir die Bibel so wichtig ist, Jesus, dann nimm sie aber doch richtig ernst und trau Gott wirklich, was er da gesagt hat! Du wirst durch ein Wunder den Sturz überleben und alle werden den Beweis dafür sehen: Du bist der Sohn Gottes! Alle weitere Mühe kannst du dir dann sparen, denn die Leute werden dir aus der Hand fressen!

Da antwortete ihm Jesus:
Es ist gesagt:
Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht auf die Probe stellen. …
(Lukas 4,1-13)

Missbrauch die Bibel nicht! Verdreh nicht, was sie sagt, als Instrument dafür, dich selber zum Gott zu machen!

Jesus stellt sich – solidarisch mit uns Menschen – den elementaren Versuchungen, denen Menschen durchgängig ausgesetzt sind: Nutze deine Macht! Stell das über alles! Gott kann dich ja weder verhungern noch abstürzen lassen! Er liebt dich doch!

Jesus ver-antwortet: Im Leben gibt es Wichtigeres, als nur meinen Willen durchzusetzen! Und wer die Dinge anders sieht und sich auch noch traut, das zu sagen, den werde ich nicht zum „Spinner“ erklären, der nicht mehr „alle Tassen im Schrank hat“!

Maßgeblich für alle Einschätzungen und Entscheidungen bin nicht ich. Was Gott möglich macht, kann ich doch nicht missbrauchen – weder Jesus noch ich!

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