Blogbeitrag

Bild von A Owen auf Pixabay

Acht Tage danach

8. April 2021

Sonntagsbotschaft zum 11. April 2021
(2. Ostersonntag)

Am Abend dieses ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger,
als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen:
Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an und sagte zu ihnen:
Empfangt den Heiligen Geist! …

Thomas, der Didymus genannt wurde,
einer der Zwölf,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Die anderen Jünger sagten zu ihm:
Wir haben den Herrn gesehen.
Er entgegnete ihnen:
Wenn ich nicht
das Mal der Nägel an seinen Händen sehe
und wenn ich meinen Finger nicht
in das Mal der Nägel
und meine Hand nicht
in seine Seite lege,
glaube ich nicht.

Acht Tage darauf
waren seine Jünger wieder drinnen versammelt
und Thomas war dabei.
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen,
trat in ihre Mitte
und sagte: Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas:
Streck deinen Finger hierher aus
und sieh meine Hände!
Streck deine Hand aus
und leg sie in meine Seite
und sei nicht ungläubig,
sondern gläubig!
Thomas antwortete und sagte zu ihm:
Mein Herr und mein Gott! …
(Johannes 20,19-22.24-28)

Acht Tage danach wieder: Sie sind beisammen. Und dann ist ER da! Der zu Tode gekreuzigte Jesus! Zweiter Ostersonntag. Heute.

Am Montag hatten zwei von ihnen ihn schon erkannt – beim gemeinsamen Brotbrechen. Heute sind es seine Wunden. Sie erkennen ihn wieder – an den Wunden seiner Glieder, die sich aus Liebe zu den Menschen zu Tode aufgerieben haben.

Die Augen gehen ihnen auf: Er ist auferstanden! Der Tod musste ihn hergeben! Thomas kann es mit Händen greifen.

Und dann?

„Friede sei mit euch!“ So hören sie aus seinem Mund. Das klingt wie am Donnerstag vor seinem Tod. Beim Abschied hatte er ihnen gesagt: „Frieden hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch.“

Seinem Wort vom Donnerstag konnten sie längst nichts mehr abgewinnen. Frieden! Geblieben war ihnen die Angst. Wer weiß, ob sie nicht als die nächsten auch dran sind! Also – Türen zu, gelähmt und gefangen im Grab ihrer Hoffnungen. – Und dann ist ER da. Mitten unter ihnen. Lebendig!

„Friede – mit euch!“ Das wiederholt er mit Nachdruck. Ich gebe euch Anteil an meinem Frieden, den keine Mühe, kein Sterben, keine Anfeindung zerstören kann: Frieden. Schalom. Erfüllung der tiefsten Sehnsucht nach Heil, nach Glück, nach erfülltem Leben.

Ostern. Das sprengt ihnen den Geist der Angst. Neugeburt. Taufe.

Und sie hatten gemeint, er sei gescheitert mit seinem Einsatz für die Menschen. Gott sei gescheitert.

Jetzt werden sie sich stellen. Nein, sie brauchen sich nicht mehr zu verstecken. Sie werden jetzt zu seinen Zeugen, zu Zeugen seiner Auferstehung aus dem Tod, zu Zeugen für die neuen Maßstäbe und Lebensweisen, die sich daraus ergeben.

Thomas spricht es direkt aus: Den, der hier so völlig unmöglich aus den Toten auftaucht, der sie umkrempelt zu einem neuen Frieden und sie aussendet, den bekennt er als die jetzt herrschende und treibende Kraft und Orientierung in seinem Leben: „Mein Herr und mein Gott!“

Hier wird der Mensch neu geschaffen! Er haucht sie an. So haucht der Schöpfergott den leblosen Adam an und macht ihn zu einem lebendigen Menschen.

Wie der Schöpfer seinen Lebensatem ausatmet und damit den Menschen belebt, – so tut es Jesus: Am Freitag atmet er seinen Geist tot-al aus. Der wird am Sonntag zum Atemholen, zum Aufatmen seiner frustrierten, „toten“ Jünger. Mit seinem eigenen Lebensatem haucht er sie voll. Jetzt atmet Er in ihrem Miteinander.

Und noch etwas stößt er an in dieser sonntäglichen Versammlung: Schon am Donnerstag beim Abschied hat er vor ihren Ohren zum Vater gebetet: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt.“

Jetzt, wo alles anders gekommen ist als sie gehofft hatten, jetzt wo sie nur noch mit sich selber beschäftigt sind, alle Türen nach draußen verschlossen, da hören sie – trotz allem – dieselben Worte aus seinem Mund: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Seine Sache, der er sich bis zum Tod am Kreuz verschrieben hatte, das ist jetzt die Sache seiner Jüngergemeinschaft: „Geht – in Frieden!“

Ja, und dann geht die Bewegung um die Welt: Befreiung und Rettung des Menschen. In ihrer Mitte lebt und wirkt der Auferstandene. Dieser Organismus ist von Gottes Geist belebt.

In jeder Zeit neu halten sie fest an dem Glauben, den sie von den Aposteln her verkündet bekommen haben. Christus begegnen sie in der Feier des „Brotbrechens“, in der Eucharistie. Im gemeinsamen Gebet pflegen sie die Beziehung zu Gott.

Im Alltag bewegt sie dieser Glaube zu einem neuen Lebensstil: Der Geist des Auferstandenen, der jetzt ihr Miteinander prägt, bewegt sie zu handfester Lebenshilfe; allen soll es gut gehen. Keiner braucht mehr Not zu leiden, weil jeder bekommt, was er braucht. Selbst die Kranken und die Geplagten – alle werden geheilt.

Ja, Wunder und Zeichen geschehen bei ihnen. Geradezu schwärmerisch erzählt die Apostelgeschichte in der 1. Lesung dieses Sonntags: Die Gläubigen waren ein Herz und eine Seele. So geben sie Zeugnis von der Kraft des Auferstandenen. – Eine solche Bewegung wirkt anziehend und ansteckend auf die Umwelt.

Die Hoffnung auf ihn in unserer Mitte ist der Grund unserer österlichen Freude. Einer Vorfreude auf das, was er bei uns tun wird: er, der die Glieder seines Leibes mit seinem Geist belebt und der uns zuspricht: Der Friede sei mit euch! Halleluja!

Hier können Sie meinen Beitrag weiter empfehlen: