Blogbeitrag

Dafür sind wir Zeugen

15. April 2021

 Sonntagsbotschaft zum 18. April 2021 
 (3. Ostersonntag im Lesejahr B)

Die hier zugrundegelegten Bibeltexte des Sonntags:

1. Lesung: Apostelgeschichte 3,12a.13-15.17-19

2. Lesung: 1. Johannes 2,1-5a

Evangelium: Lukas 24,35-48

Im Internet finden sich die Texte aus der deutschen Einheitsübersetzung der Bibel u. a. hier:

https://www.bibelwerk.de/verein/was-wir-bieten/sonntagslesungen/6-sonntagslesungen

https://www.erzabtei-beuron.de/_SA-mobile/schott/register/kalendarium/index.html

Den gesprochenen Text dieses Video-Beitrags zum Nach- oder Mitlesen:

 

Dafür sind wir Zeugen

Was ist die Botschaft der Bibeltexte, die an diesem Sonntag „dran“ sind?

Die 1. Lesung aus der Apostelgeschichte erzählt von einem Tag nach Pfingsten in Jerusalem. Petrus redet öffentlich zu der Menschenmenge, die im Tempelvorhof zusammengelaufen ist. Er konfrontiert das Volk mit seiner Schuld am Tod von Jesus. Und er ruft auf zur Kurskorrektur.  

Als 2. Lesung wirbt der 1. Johannesbrief bei der Gemeinde, in der er vorgelesen wird, sich an Jesus und sein Wort zu halten. Denn so wolle Gott die ganze Welt frei machen aus der Sünde.

Und in dem Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium erscheint der gekreuzigte Jesus lebendig mitten in der verschreckten Schar seiner Jünger. Mit Verweis auf die Bibel erklärt er sie zu Zeugen, die allen Völkern seinen Ruf zur Umkehr verkünden für ihre Befreiung aus der Sünde.

Ganz ausdrücklich gibt es ein Gemeinsames, wofür hier geworben wird. Es geht um das neue Gesicht der Erde, um die neuen Chancen der Menschheit, um die Neuschöpfung der Welt, die Gott mit der Auferstehung von Jesus, dem Christus, begründet:

Sich zu ihm in Beziehung zu setzen, ändert alles zum Guten! Die Menschheit ist nicht festgenagelt auf ihre alten Gleise, auf das System ihrer Gewohnheiten der Herrschaft von Geld und Machtanspruch, von Gewalt, Unterdrückung und Selbstsucht, von Zerstörung und Ausbeutung des Lebensraums. Sie ist weder an diese selbstgemachten Gesetze gefesselt noch an die Konsequenzen aus allem Tun, mit dem sie sich schuldig gemacht und an Gott und Welt und an sich selber versündigt hat. Nein, mit Jesus und seiner Auferstehung hat Gott den Weg in die Freiheit aus all diesen angeblichen Zwängen begonnen. Wenn wir ihm und dieser Befreiung trauen und das Ruder herumwerfen, können wir sehen, wie alle heil und satt und lebendig werden. Freude am Leben für alle!

In allen drei Bibeltexten ist zwar die Rede von Sünde und Schuld und Buße und Umkehr. Aber in allen dreien geht es nicht um eine Moralpredigt, auf die hin die Leute in Jerusalem und in den Gemeinden damals und heute schuldbewusst die Köpfe einziehen. Wenn man sich frei macht von diesem angewöhnten Muster des Hinhörens auf Bibeltexte und Ohren und Herz neu öffnet für ihre Botschaft, ergibt sich vielmehr ein großes Staunen über den Gott, der die Menschheit gar nicht für alle ihre massiven Sünden bestraft, mit denen sie sich selber Riesenklötze ans Bein gehängt hat, sondern der im Gegenteil sie jetzt herausführt und sie von neuem aufrichtet zu einer neuen Lebenslogik, zu einer neuen Mentalität, zu einem neuen „Geist“.

Diese Botschaft von der Auferstehung zu einem neuen Leben konzentriert die Sicht auf Jesus und auf seinen Geist, den er so provozierend gelebt hat, dass alle ihn umbringen wollen, die aus dem Geschäft mit der widergöttlichen Unmenschlichkeit ihren Profit beziehen und nicht aufgeben wollen.

Was hatten sie daran Anstoß genommen – und nehmen daran Anstoß bis in unsere Tage! – , dass Jesus in Gottes Namen Menschen für ihre Schuld und Sünde nicht bestraft haben will, sondern sich ihnen freundlich zuwendet und so effektiv zu einer Änderung ihres Verhaltens bewegt!

Mit dem bekannten Gleichnis vom barmherzigen Vater und seinen beiden Söhnen hat er ja die revolutionäre Menschenfreundlichkeit in seinem Stil illustriert, um den Sinn dieser anderen Art verständlich zu machen: Beide Söhne gehen davon aus, dass der, der in die „Sünde“ gegangen ist, jetzt nicht mehr die beglückenden Seiten des Sohn-Seins erwarten und genießen kann, dass er jetzt vielmehr die Konsequenzen aus seinem Tun ertragen muss und froh sein kann, wenn er beim früheren Vater gegen Arbeit Lebensunterhalt bekommt. Aber nein, für den Vater – wie Jesus ihn mit seinem Geist verkörpert – gibt es nur die übergroße Freude, dass er jetzt auch den verloren geglaubten, geradezu „toten“ Sohn wieder in seiner belebenden Nähe hat, ihn als Sohn wieder in die Arme nehmen und feiern kann. Er ver-Söhn-t ihn wieder. Für ihn selbstverständlich, aber für den immer brav daheim gebliebenen anderen Sohn so Ärgernis erregend, dass der selber sich ent-Söhn-t und von dem, der eigentlich doch sein Bruder ist, nur noch reden kann als von „dem da, deinem Sohn“.

Im 1. Johannesbrief betont die Botschaft des Sonntags: Jesus ist die Versöhnung in Person. Mit seinem Beistand kommt die ganze Welt frei aus allem, woran sie sich versündigt hat. Sie braucht es dann nicht mehr zur eigenen Entlastung, alles Gott in die Schuhe zu schieben, was er alles an Unmenschlichkeit zulasse. Und aller Straf-Gerechtigkeit entgegen macht Jesus seine Leute zu Zeugen für die Chance der Kurskorrektur mit ihm, was den Ausweg aus aller Sünde frei macht.

Klar, dass Petrus in der Apostelgeschichte zu den Leuten in Jerusalem damals ebenso wie zu uns heute die Konsequenz zieht: Also ändert euch einfach. Es geht. Und was ihr euch mit eurem Unsinn selber eingebrockt habt, das wird eure Kurskorrektur in Ordnung bringen; ihr werdet es sehen.

Erstaunlich, wie bestimmt Petrus auftritt. Das ist gar nicht seine Art. Nicht mehr ängstlich um sich selbst redet er, sondern völlig unabhängig davon, ob das, was er sagt, mehrheitsfähig ist, ob es ihn beliebt macht, auf Zustimmung stößt. Er kann nicht anders als Zeuge sein für das, was Gott ihm gezeigt hat.

„Zeuge sein“ – das ist überhaupt ein Stichwort von hohem Stellenwert in den Bibeltexten dieses Sonntags. „Dafür sind wir Zeugen“, sagt Petrus. Er versteht sich weder als Lehrer noch als Möchtegern-Machthaber. Er will anstecken mit seiner Überzeugung, mit seiner Sicht der Dinge, wie sie sich aus Gottes Handeln und aus der Botschaft der gesamten Bibel ergibt.

Dem entspricht dann auch, wie das Lukas-Evangelium heute endet: Nachdem der auferstandene Jesus allen Zweifeln seiner Jünger entgegen sich endlich an sie wenden kann, „öffnet er“ – wie es da heißt – „ihren Sinn für das Verständnis der Schriften“, in denen ja schon längst geschrieben steht: „Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen. Und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. – Ihr seid Zeugen dafür.“

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