Blogbeitrag

Der Glaube des Herrn D.

8. Februar 2011

Unregelmäßig oft klingelte Herr D. an der Pfarrhaustür für ein belegtes Brot und einen Becher Kaffee. Stockend brachte er kaum ein Wort heraus. Dann brach ein entwaffnendes Lachen aus seinem Gesicht hervor: „Ich hab wieder mal Hunger.“ Gleich darauf zum Überlaufen volle Augen und schweres Atmen. „Von der Stütze hatte ich noch 10 Mark. Aber die hat der Günter gebraucht. Dem ging es doch so dreckig. Da hab ich sie ihm halt gegeben. …“ Und er riskierte die Kündigung seines Zimmers im Männerwohnheim, weil er „für ein paar Tage“ den Günter bei sich aufgenommen hatte. „Der lag auf der Straße. Und das bei der Kälte. Den konnte ich doch nicht draußen liegen lassen!“

Sein Zimmer war ein Chaos. Aber Menschen, die noch schlimmer dran waren als er, bekamen immer einen Platz bei ihm. – Krankhafte, unverantwortliche Naivität? Oder vertrauensvoller „Glaube“? – Sehr fremd jedenfalls. Sein Verhalten hat mich immer wieder in Frage gestellt.

(Aus dem Buch „Den Retter-Gott ranlassen. Damit Kirche wirklich Kirche ist“ Kapitel 2 „Sich immer neu darauf einlassen, statt ‚wissen wie’s geht’“)

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