Blogbeitrag

Jan

8. Februar 2011

Wieder war eine Gruppe von 14- bis 16-Jährigen beisammen. Etwa ein Jahr lang. Irgendwann hatten wir dem auf Anregung einer Jugendlichen den Namen „Christentraining“ gegeben.

Nun mündete das Christentraining in die Frage: Nachdem ich also Glauben und Christsein, wie die Kirche es versteht, jenseits der Kinderjahre neu kennen gelernt, mich damit auseinander gesetzt und es auch praktisch geübt, „trainiert“ habe – was ist jetzt meine eigene Stellung und Entscheidung dazu? Will ich, dass das mein Lebenskonzept ist? Will ich deshalb in einem mündigen Ja zu meiner Taufe, über die damals meine Eltern entschieden hatten, mich firmen lassen?

Einer der Jugendlichen war Jan. Durch seine eigene offene Art der Beteiligung hatte er die Gruppe bereichert. Man mochte ihn. Die Entscheidungsfrage, die nun anstand, wurde in der Gruppe besprochen. Jans Stellungnahme: Ich habe verstanden, worum es hier geht, und ich finde das gut. Aber noch wichtiger sei ihm sein Engagement in der politisch linken Gruppe, von dem die anderen schon lange wussten. In gegenseitiger Achtung vor den jeweils anderen Sichtweisen, die zu unterschiedlichen Entscheidungen führten, fand der Austausch darüber statt. Der sich anschließende Kurs zur Vorbereitung auf die Firmung lief ohne Jan, die entstandene Freundschaft aber ging weiter.

Jan hätte sein Eigenes „ängstlich verstecken“ können, weil „ich wusste, dass du ein strenger Mann bist“ beziehungsweise weil der Gott, um den es in diesem kirchlichen Zusammenhang geht, – wie so mancher ja zu wissen glaubt – ein „strenger Mann“ ist. Statt dessen aber hat er seine ihm eigenen Möglichkeiten authentisch in den Dialog eingebracht. Dadurch war seine „abweichende“ Entscheidung nachvollziehbar und kein Problem. Vielmehr veranlasste er damit die Anderen zum Bemühen um eine ähnlich authentische Klärung und Kommunikation ihrer eigenen Entscheidung für die Firmung. So erwies sich unversehens das „Nein“ von Jan als wertvoller Einsatz des ihm anscheinend „anvertrauten Talentes“ – vielleicht mit der Wirkung, dass er damit die Anderen dazu veranlasst hat, in Zukunft um so echter den glaubenden Weg in Richtung von Gottes Reich zu gehen.

(Aus dem Buch „Den Retter-Gott ranlassen. Damit Kirche wirklich Kirche ist“ Kapitel 16 „Das anvertraute Vermögen investieren“)

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