Blogbeitrag

Schlecker-Demo in Frankfurt

Entschärfte Begegnung

11. Dezember 2020

Schon lange her. Aber immer noch erinnere ich mich gerne: Mai 1968. Großdemonstration gegen die von der „großen Koalition“ geplanten Notstandsgesetze. Zehntausende füllten die Bonner Innenstadt. Und wir, wir waren zehn. Gegendemonstranten. 

Wir gingen nebeneinander durch eine Straße, die zum zentralen Kundgebungsplatz führte. Mit klopfendem Herzen. Uns war klar: Wir würden keine Gewalt anwenden. Und unsere Gegner? Da waren wir uns nicht so sicher. Aber wir wollten einfach unsere andere Meinung geltend machen!

Da kam von gegenüber eine Gruppe auf uns zu. Erkenntlich als ein kleiner Teil der Großdemonstration. Auch nebeneinander gehend, auch etwa zehn Leute. – Was würde das werden?!

Wir kamen einander immer näher. Schließlich blieben wir voreinander stehen. Eine Diskussion begann. Besser gesagt: ein Streit. Eher feindselig. Die Worte gingen hin und her, die Spannung stieg.

Da griff mein Gegenüber – wir hörten beide gerade zu, was andere von beiden Seiten sagten – in seine Tasche nach einem Stück Baguette. Er brach ein Stück ab und wollte es in den Mund stecken. Plötzlich hielt er inne, schaute auf das Brot in seiner Hand, schaute zu mir und dann zu anderen in unserer Reihe. Sein Gesicht ging in die Breite und er streckte die Hand mit dem Brot zu mir hin aus. Danach brach er den anderen weitere Stücke ab und grinste (oder lächelte er?) gedehnt: „Wie Jesus beim Abendmahl.“

Schlagartig entspannte sich das Gespräch.

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