Blogbeitrag

Diese Wirtschaft tötet

Hören – und leben

29. September 2019

„Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.“ So hörte der namenlose „reiche Mann“ in seiner Hölle die Stimme Abrahams aus der Ferne. „Nein“, antwortete der Reiche, „aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt“, nämlich zu den anderen im Haus seines Vaters, – ja, das würde sie warnen und aus ihrer Sorglosigkeit gegenüber den Armen und ihrem Untergang herausholen, so dass jene endlich auch ihren Anteil an den Wohltaten des Lebens erhalten. Oh nein, entgegnet Abrahams Stimme: „Wenn sie auf Mose und auf die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“

Der Prediger, dem es  in der Eucharistiefeier oblag, diese Worte von Jesus aus der Geschichte „vom armen Lazarus“ „rüberzubringen“, hatte uns in der Tat die entsprechenden Wehrufe des Propheten Amos vorenthalten, die in der kirchlichen Ordnung als Lesung vorgesehen waren: „Weh den Sorglosen …“, die in ihrem Reichtum schwelgen und faulenzen, „aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht“! Dazu passend fielen dann ja auch die vorgesehenen Worte unter den Tisch, mit denen die Worte des Antwortpsalms den anderen Willen Gottes und Sein Handeln benannt hätten: „Recht verschafft er den Unterdrückten, Brot gibt er den Hungernden, … der HERR richtet auf die Gebeugten, … er hilft auf den Waisen und Witwen, … der HERR … durch alle Geschlechter.“

Vom Auferstandenen, dem einen, „der von den Toten zu ihnen kommt“, damit sie sich zu einem anderen Leben „überzeugen lassen“, war dann in der Tat auch nicht die Rede – geschweige denn von seinem Einsatz zur Überwindung der Heil- und Sorglosigkeit, der ihn ans Kreuz gebracht hatte. Stattdessen charakterisierte die Predigt die beteiligten Menschen als „gute“ und „böse“ und betonte, wie wichtig es sei, in diesem Leben so zu handeln, dass man hinterher ins „ewige Leben“ gelangt.

Morallehre statt Befreiung zu einem anderen Leben? „Nur ja keine Politik in der Kirche!“?

(so erlebt in Frankfurt am Main in einer römisch-katholischen Kirche am 26. Sonntag im Lesejahr C, also am 29. September, im Jahr 2019 – zu Lukas 16,19-31 und eigentlich auch zu Amos 6,1a.4-7 und Psalm 146,6-10)

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