Der Umgang mit den Zehn Geboten im realen kirchlichen Alltag ist immer noch häufig von einem einengenden, drohenden „du sollst nicht“ geprägt. Dabei sind sie in der Bibel als befreiende Wegweiser gemeint: Wenn ihr entschieden seid, euch von mir ins „verheißene Land“ (wo Milch und Honig fließen!) führen zu lassen, dann werdet ihr doch nicht so dumm sein und vor anderen Göttern niederfallen! Nein, dann werdet ihr auf mich hören und euch allein von mir leiten lassen! Ihr kennt mich ja und wisst, was ihr von mir erwarten könnt; schließlich habe ich euch aus der versklavenden Unterdrückung und ausbeutenden Entfremdung in Ägypten gerettet und befreit!
So stellt sich in der Bibel – in einer vertrauensbildenden Maßnahme – der Gott erst mal einleitend vor, der dann die Weisungen gibt, die wie eingerammte Pflöcke den Weg zum ersehnten Ziel markieren: die „Zehn Gebote“.
Da ist kein drohender Zeigefinger „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst …“, sondern in der Bibel (Exodus 20,2 und Deuteronomium 5,6) heißt es aufmunternd-einladend-versprechend: „Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst …“ Das sind rettende Wegweisungen in die Freiheit auch für die Zukunft!
Viele Bücher – seit den 70er-Jahren – benennen das schon in ihrem Titel so: Fulbert Steffensky, Die Zehn Gebote – Anweisungen für das Land der Freiheit (2003); Regine Schindler, Die Zehn Gebote – Wege zum Leben (2006); Anselm Grün, Die Zehn Gebote – Wegweiser in die Freiheit (2009); …