Sonntagsbotschaft zum 4. August 2024, dem 18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B).
August. Sommer. Urlaub. Auch die Nachrichten fließen spärlicher. Bekommt das Leben jetzt mehr Raum? Was sagt meine Gefühlslage? Worauf richtet sich jetzt meine Aufmerksamkeit? Geht es um das Wetter? Um die Gesundheit? Klima? Kriege und Krankheiten gehen weiter. Doch keine Unterbrechung? Dauerthemen.
Menschen hoffen, jetzt mal mehr zu sich selber zu kommen. Andere wollen sich Zeit nehmen für Fragen wie „Was ist wichtig?“, „Was braucht es?“
Was sagst du zu all dem – du, mein Herr und mein Gott?
Am vergangenen Sonntag rückte die Bibel in den Fokus der Aufmerksamkeit die Menschenmenge am Ufer des Sees mit ihrem Hunger nach Leben – die von Jesus nicht genug kriegen können und die dann tatsächlich satt werden. Jesus war es schließlich gelungen, sich zusammen mit seinen Jüngern zurückzuziehen. Die Leute allerdings waren hinter ihm her. Und sie fanden ihn.
Von der erneuten Begegnung erzählt der zweite der fünf Abschnitte aus dem 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums, mit dem die das Jahr hindurch fortgesetzte Serie aus Markus zur Zeit unterbrochen wird:
In jener Zeit, als die Leute sahen,
dass weder Jesus noch seine Jünger
am Ufer des Sees von Galiläa waren,
stiegen sie in die Boote,
fuhren nach Kafarnaum
und suchten Jesus.
Was wollen sie eigentlich von Jesus? Wonach streben sie? Was ist ihr Interesse?
Und was ist das Interesse heutiger Menschen, wenn sie sich für Jesus interessieren?
Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden,
fragten sie ihn:
Rabbi, wann bist du hierhergekommen?
Jesus antwortete ihnen:
Amen, amen, ich sage euch:
Ihr sucht mich nicht,
weil ihr Zeichen gesehen habt,
sondern weil ihr von den Broten gegessen habt
und satt geworden seid.
Ihm wäre offensichtlich wichtig, wenn sie sich für das interessierten, wofür er Zeichen gibt! Ihr suchender Blick ist vordergründig. Wahrscheinlich finden sie ihn „cool“: Worin sie das Problem gesehen, worum sie sich auch sonst immer bemühen müssen – genug Essen für alle, ausreichend Wirtschaftswachstum – das hatte er auf seine Weise gelöst.
Womit er allerdings ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken wollte, auf etwas allumfassend Wichtigeres:
Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, …
… um Erfolge, die kurzzeitig „nähren“, die aber immer wieder mühsam „nachgefüttert“ werden müssen!
sondern für die Speise,
die für das ewige Leben bleibt …
Ja, befriedigender wäre die Bemühung um bleibende, nachhaltige Erfolge!
… und die der Menschensohn euch geben wird!
Dazu verhilft er!
Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
In Gottes Vollmacht! Zuverlässig!
Da fragten sie ihn:
Was müssen wir tun,
um die Werke Gottes zu vollbringen?
Das klingt gutwillig, aber doch auch anstrengend, vielleicht sogar widerwillig.
Jesus antwortete ihnen:
Das ist das Werk Gottes,
dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
Das klingt anders: Da steht nicht Mühe im Vordergrund. Aber die Bereitschaft zu einer großen Transformation!
Das setzt allerdings Glaubwürdigkeit voraus! Und die mahnen sie jetzt bei ihm an:
Sie sagten zu ihm:
Welches Zeichen tust du denn,
damit wir es sehen und dir glauben?
Was für ein Werk tust du?
Unsere Väter haben
das Manna in der Wüste gegessen,
wie es in der Schrift heißt:
Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
Sie verwenden jetzt zwar auch das Wort „Zeichen“. Aber was er ihnen „zeigt“, reicht ihnen nicht. Sie wollen einen Beweis sehen, sozusagen einen Gottesbeweis – etwas, was ihn legitimiert!
Wenn er das täte, würde er sich ihrem Urteil unterwerfen. Und er würde sie dem Streit ausliefern, der unter ihnen ausbricht über Richtig oder Falsch ihres Urteils. Den Maßstab für eine Entscheidung darüber würde jeder für sich selber beanspruchen oder für die Ideologie seiner Gruppe.
Jesus aber verweist sie stattdessen auf die jedem Menschen offenstehende Erfahrung, was dem Leben dient, was das Leben nährt, speist, weiterbringt … Er selber will ihnen das Wort sein, das Licht in ihre Sicht vom realen Leben bringt – er selber samt allem, was sie an seiner ganzen Person sehen können und was er bewirkt … Dafür gibt er Zeichen: Wenn sie sich nicht ihren Blick durch Festhalten an herrschenden Sichtweisen verdunkeln lassen, dann können sie es jetzt selber sehen:
Wer zu mir kommt,
wird nicht mehr hungern.
Wer an mich glaubt,
wird nicht mehr Durst haben.
Nie mehr!
Ich bin das Brot des Lebens!
(vgl. Johannes 6,24-35)
Wenn ihr schon aus eurer Glaubensüberlieferung anerkennt, dass Mose euch – vom Himmel – das nötige Brot gegeben hat, dann schaut jetzt selber hin und seht, dass der Vater euch mit mir das wahre „Brot“ vom Himmel gibt!
Wer sich von mir begleiten lässt, sagt er, wer sich meiner Führung anvertraut, wer auf die Wirklichkeiten im Licht meiner Worte schaut, macht – wie ihr sehen könnt – die Erfahrung: Ich selber bin für euch, was eurem Leben Nahrung gibt, was euch Lebensenergie und Lebensfreude speist, Futter für eure Lebensgeister, das Mittel schlechthin zum Leben, „Lebens-Mittel“, wie ihr sagt – eben Brot!
Das anzuerkennen, ist mehr wert als jeder angeblich legitimierende Beweis, den ihr – wenn er euch nicht gefällt – sowieso nicht als fälschungssicher anerkennen würdet.
Das umfassend Wunderbare daran wird ihren Augen aber erst dann wirklich aufgehen, wenn sie merken: Sein gewaltsamer Tod am Kreuz, bis in den hinein er sich mit ihrem Hunger nach Leben eins macht, wird ihnen zum Zeichen werden, mit dem er in bleibende, alles transformierende Kraft umsetzt, was er ihnen gesagt und gezeigt und so in Gottes Namen neu angefangen hat!
Was werden sie jetzt mit diesen Worten von ihm anfangen?