Blogbeitrag

Wie wir Ostern feiern

14. Februar 2015

Alltag und Feiertag, Weg und Etappe, Arbeit und Muße – Rhythmus und Struktur in meiner Lebenszeit hält (nicht nur) seelisch gesund und bringt voran. Gelegentliche Höhepunkte in dieser Dynamik gehören unbedingt dazu; sie sind die Würze, die dem Leben Geschmack gibt.

Jede Woche hat ihren Höhepunkt (und zugleich ihren Anfang!) in der Feier des Sonntags. Ebenso hat das gesamte Jahr seinen glanzvollen Höhepunkt in der Feier von Ostern. Jedenfalls aus der Sicht, die sich vom Koordinatensystem gemeinsam gelebten christlichen Glaubens her ergibt.

Der Zusammenhang: Unser 40-Tage-Weg vom Aschenkreuz her durch die Österliche Bußzeit strebt gewaltig auf das Osterfeuer zu. Und jetzt soll es werden: Auferstehung für alle aus allen Toden – neues Leben, das den Tod weder tot schweigt noch verharmlost, sondern überwindet – durch Jesus Christus!

Die Feier der Drei Österlichen Tage …

Eine Drei-Tage-Feier (die wir zur Wahrnehmung unseres Alltags unterbrechen). Da breitet Gott in unserer Mitte seine großen Taten aus, durch die er die ganze Menschheit rettet. Diese Wortwahl ist nicht etwa schwärmerisch; die Realitäten, die damit gemeint sind, ergeben sich – vielleicht ahnungsweise – beim Weiterlesen, am ehesten allerdings beim aufgeschlossenen Mitfeiern.

… vom Leiden …

„Gründonnerstag“ Abend:
Eucharistiefeier vom Letzten Abendmahl (kurz: Abendmahlsmesse)

Alles was Jesus getan hat, was jetzt zu seinem Todesleiden führt, ist Dienst, den er an uns tut (in unser Heute hinein!). Wir können daran Anteil nehmen und – nach seinem Beispiel – zur weiteren Ausbreitung beitragen. Mit Tischgenossen teilen wir uns in den Dienst, den Christus für das Aufleben der Menschen tut. Für uns selber sehen wir darin das Wichtigste (Brot) und das Schönste (Wein) im Leben.

Liturgische Nacht

Beisammen bleiben und wachen. Eine Zeit in Solidarität mit dem und mit den Leidenden. Ausgehend von der Betrachtung der Todesangst Christi im Garten Getsemani am Ölberg teilen wir die Stunden auf eine ruhige und besinnliche, teils auch aktive Art – wer will, bis in die Morgenstunden hinein.

„Karfreitag“ Nachmittag: Feier vom Leiden und Sterben Christi

  • Wir lassen uns hineinziehen in die Geschichte von seinem tödlichen, aber erstaunlicherweise siegreichen Leiden.
    (Wortgottesdienst)
  • Wir machen uns seine Bestrebungen zu eigen.
    (Große Fürbitten)
  • Wir beten ihn an im Zeichen des geschmückten Kreuzes.
    (Kreuzerhebung und Kreuzverehrung)
  • Wir werden zur Gemeinschaft seines Neuen Lebens, das damit anfängt.
    (Kommunion)

… vom Tod …

„Karsamstag“ früh: Trauermette von der Grabesruhe

„… hinabgestiegen in das Reich des Todes …“ Worte aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis. Wir betrachten das – singend, hörend, betend im Stil des Stundengebets der Kirche:

Die rettende Solidarität (= Liebe) Gottes, die Jesus mit seinem Lebensweg und seiner Person verkörpert, bringt er zu den Armen, Trauernden, Verfolgten, … zu den „Toten“ aller Art. Er hat sich zu einem von ihnen gemacht. Er, der sich jetzt verkörpern will in der leibhaftigen Gemeinschaft seiner Glieder, denen die Hoffnung auf Leben wichtiger wird als die Angst vor dem Tod.
So „verweilt die Gemeinde am Grab des Herrn“ (offizieller Text) – mit dem langen Atem des Vertrauens und in der Erwartung seiner Auferstehung.
Den Tag über folgt stille Anbetung „an seinem Grab“.

… und von der Auferstehung …

in der Nacht zum Ostersonntag: Feier der Osternacht

Eine „Vigil“, ungewöhnlich lang. Sie will nicht nur mit dem Kopf mitgedacht werden in ständig wacher und konzentrierter Aufmerksamkeit – ; das wäre viel zu anstrengend. Sie will vor allem mit dem Herzen und den Sinnen erlebt, eben „gefeiert“ (!) werden.
Eine grobe Übersicht über ihren Ablauf:

1. Lichtfeier:
Im Dunkel des Kirchhofs – allen Dunkels still inne werdend – stellen wir uns dem neuen Feuer – in dessen Schein wir untereinander neues Ansehen finden. Mit der daran angezündeten Osterkerze („Christus, das Licht!“) ziehen wir in die Kirche, in der sich das Licht auf alle verteilt. Und wir singen das Große Osterlob („Exsultet“).

2. Wortgottesdienst:
Die Lesungen aus der Heiligen Schrift beschreiben Gottes Großtaten in der Geschichte, die wir in der Erwartung ihres Höhepunkts (des Ostermorgens) in Ruhe betrachten; dazu verhelfen das meditative Schweigen, der Gesang des jeweiligen Antwortpsalms und das Gebet nach jeder Lesung. Von den eigentlich 7 alttestamentlichen Lesungen der Osternacht hören wir 4. Danach aus dem Neuen Testament die Apostellesung und das Evangelium. So können wir als Kirche – „ausgehend von Mose und allen Propheten“ immer mehr das Ostergeheimnis Christi verstehen.

3. Tauffeier:
Denen, die an ihn glauben, schafft Christus das Leben neu; sie erhalten Anteil an seiner Auferstehung. Das wird im Sakrament gefeiert: Durch die Taufe werden jetzt in vielen Gemeinden Menschen Christus neu eingegliedert.
Die schon Getauften in allen Gemeinden nehmen das zur Gelegenheit, hier ihr entschiedenes Taufbekenntnis zu bekräftigen. Stehend und mit brennender Osterkerze in der Hand antworten sie gemeinsam auf die gestellten Fragen nach dem Glauben. Dann werden alle mit dem neugeweihten Taufwasser besprengt.

4. Eucharistie:
Sie ist der Höhepunkt der Osternachtfeier, denn sie ist das österliche Sakrament, das Gedächtnis der Hingabe Christi am Kreuz, die Gegenwart des Auferstandenen, die Vollendung der Eingliederung in die Kirche und die Vorwegnahme des ewigen Osterfestes.

5. Und hinterher …
… geht’s weiter – in anderer Form im Gemeindezentrum – mit Wein, Ostereiern, Süßem und Würzigem, Erfrischendem, … – zusammengetragen von den Mitfeiernden und im Gottesdienst gesegnet … – in den Ostermorgen hinein.

… unseres Herrn Jesus Christus.

Ostersonntag Abend: festliche Vesper mit Lichtfeier („Luzernar“)

Mit Singen, Hören und Beten der Ostervesper im Stil des Stundengebets der Kirche beenden wir die „Feier der Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus“.

Mal sehn, was dann draus wird!

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