Blogbeitrag

Phalaenopsis 1997

am wertvollsten

27. Juli 2023

Sonntagsbotschaft zum 30. Juli 2023, dem 17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A). 

Vielleicht findest du in diesen Tagen Zeit, entspannt die Seele baumeln zu lassen.

Ohne Absicht und ohne äußeren Anlass tauchen da im Bewusstsein Regungen und Bilder auf, Gefühle und Erinnerungen … Da verbindet sich der Blick aufs Wasser und seine Bewegungsspiele mit Erinnerungen an bestimmte Augenblicke.

Mancher solcher Erfahrungen innezuwerden, kann sich mit einem geradezu wohligen Gefühl verbinden.

Gibt es da bei dir Momente und Erlebnisse, Entwicklungen oder Erfahrungen, an die dich zu erinnern dir besonders gut tut?

Wenn ich so hinhöre, wie die Leute reden, was sie für sich gut finden oder was ihnen Spaß macht, was sie sich selber und einander wünschen, dann taucht häufig auf: „vor allem Gesundheit“. Öfter eine Sehnsucht als eine große Freude an Erlebtem.

Und wenn ich die Einschaltquoten bei Fernsehsendungen vergleiche, scheint mir die Freude an Unterhaltungssendungen größer zu sein als die an Darstellungen von dem, was in der Welt tatsächlich alles geschieht.

Bedeutet da etwa der Profi-Sport für viele vor allem deswegen ein Feld, auf dem man sicher seinen Spaß findet, weil da die einen die anderen besiegen oder schlagen?

Und ob jemand „Spaß versteht“, misst sich das etwa daran, wie viel er darüber lachen kann, wenn jemand bloßgestellt oder der Verächtlichkeit preisgegeben wird?

Wenn du frei entscheiden kannst: Was ist dir so wertvoll, dass du gerne dafür Zeit oder Geld investierst, deine Fähigkeiten oder gar strapaziöse Bemühungen?

Das kann ja sehr Verschiedenes sein. Verschieden nicht nur zwischen Personen, sondern auch bei mir selber – je nach Augenblick und Situation verschieden.

Manchmal reicht es schon, mit einer geliebten Person gemeinsam sich am selben Ort oder im selben Raum aufzuhalten.

Oder Leute sagen: „Was gäbe ich jetzt für ein kühles Bier, für ein Ticket für dieses oder jenes Konzert oder Fußballspiel!“

Wofür würdest du „alles hergeben“?

Unzählige Märchen, Sagen und Geschichten erzählen von Schatzsuchern. Sie suchen nach Sinn, Ziel und Erfüllung ihres Lebens und nehmen dafür große Mühen auf sich und verzichten auf alles Andere.

Oft lassen Menschen sich vorschnell abspeisen mit der Flut an Glücks-Angeboten unserer Zivilisation.

Viele schätzen es in diesen Wochen sehr, dass sie endlich Urlaub haben und sich frei fühlen können von Pflichten und Aufgaben, von Stress und Verantwortung. Manche sagen sogar, das Schönste am Arbeitsleben sei ihnen der Urlaub: „Endlich mal …!“

Was ist daran Menschen so wertvoll? Zählt das vielleicht vor allem dann, wenn die Arbeit selber keine so erfüllende Sache ist?

Das Wort „frei“ wird dabei in den Antworten vieler Menschen eine beherrschende Stellung einnehmen. Die Schattenseite davon ist: Wehe, jemand von denen, mit denen ich gemeinsam in Urlaub bin, macht mir dann einen neuen Stress! So manche Ehe ist schon im Urlaub kaputtgegangen.

Bei all dem stellt sich mir die Frage: Welche Erfahrung, welches Tun, welches Erleben ist mir so wertvoll, dass ich dafür alles Andere links liegen lasse? Wo habe ich das schon mal erlebt, so dass ich weiß, wovon ich rede? Welche Erinnerungen tauchen mir da im Bewusstsein auf, die sich mir mit einem ausgeprägten Wohlgefühl verbinden?

Ein kleines Erlebnis fällt mir dazu ein, was mir in meiner Gefühlslage doch erstaunlich wertvoll vorkommt: Ich sah dieser Tage morgens aus dem Fenster ein am Straßenrand geparktes Auto. Die Beifahrertür stand offen, Menschen konnte ich nicht sehen. Eine Stunde später sah ich beim Blick nach draußen: Die Beifahrertür stand immer noch offen. Ich kannte das Auto. Wenige Wochen davor hatte ich seinen Eigentümer unflätig beschimpft, weil das im Hof geparkte Auto mich am Wegfahren aus der Garage hinderte, obwohl ich dringend zu einem Termin musste. Lange hatte ich gebraucht, herauszufinden, wem das Auto gehörte: ein aus Afghanistan geflüchteter junger Familienvater. Über mein unflätiges Verhalten ihm gegenüber war ich so erschrocken und zugleich von seiner geradezu „edlen“ Reaktion so beeindruckt, dass ich am Tag danach ihn mit einem Geschenk bat, mir zu verzeihen.

Jetzt wollte ich doch wissen: Ist da jemand in dem geparkten Auto mit der offenen Tür? Oder steht die Tür versehentlich offen? Ich ging runter, um nachzusehen. Mir wertvoll erscheinendes technisches Gerät sah ich im Auto, aber niemand war da. Da war mir klar: Ich gebe ihm Bescheid. Wegen des doofen Vorfalls vor ein paar Wochen wusste ich ja diesmal, wem das Auto gehört. Der Mann war erschrocken über seine Nachlässigkeit. Als er sah, dass im Auto nichts fehlte, lachten wir ausgelassen miteinander. Was für eine wertvolle Erfahrung!

Welcher Art sind in deinem Leben Augenblicke, die dir wertvoll sind? Erfahrungen von einer Art, dass du dafür viel investieren würdest, um sie wieder oder auch öfter zu erleben oder um sie auch mit anderen Menschen zu teilen und sie in deiner Umgebung auszubreiten?

An diesem Sonntag erzählt die Bibel von einem Mann, der alles verkaufte, was er besaß, um an etwas heranzukommen, was für ihn noch viel wertvoller war als alles Andere. Allerdings ist das keine Erzählung von einem Ereignis, das tatsächlich so stattgefunden hat. Es ist ein Gleichnis, ein von Jesus gedichtetes Bild, mit dem er bei seinen Begleitern und seinen Hörern um eine Haltung werben will, um eine innere Einstellung zum Leben, wie er sie gerne ausbreiten möchte.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Schatz,
der in einem Acker vergraben war.
Ein Mann entdeckte ihn
und grub ihn wieder ein.
Und in seiner Freude ging er hin,
verkaufte alles, was er besaß,
und kaufte den Acker.
(Matthäus 13, 44 Kurzfassung gekürzt)

Wie mit dieser Geschichte – so ist es mit dem hier so genannten „Himmelreich“, dem Einflussbereich, in dem Gott die herrschende Kraft ist?

Dieses „Reich Gottes“ entdeckt einer als Quelle alles umfassender Möglichkeiten für ein Gelingen seines Lebens! Das übersteigt alles, was er sich bisher für ein erfülltes Leben hat vorstellen können! Diese Perspektive fasziniert ihn. Das ist ihm zu einem Schatz geworden, der für ihn so wertvoll ist, dass er alles Andere dafür dran gibt. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, so merkt er, werde ich alles investieren, was mir an Vermögen zur Verfügung steht!

Wie glücklich ist einer dran, der diese Entdeckung macht! Und Jesus meint damit den wunderbaren Schatz, den es für die Menschen bedeutet, wenn sie sich von allen Prägungen, Abhängigkeiten, Ordnungen lösen und ihr Leben ganz und gar für die Einflüsse öffnen, mit denen Gott das menschliche Leben in dieser Welt prägen, beherrschen, bestimmen kann.

Er selber setzt ja seine ganze Hoffnung auf die, die ihm nachfolgen. „Bei euch soll es in allem um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit gehen!“, hatte er zu ihnen gesagt. (Matthäus 6,33)

Wer darin nur eine Verpflichtung sehen kann, ein heroisches Opfer, fromme Höchstleistung, eine lästige, entfremdende Zumutung, hat natürlich noch nicht entdeckt, welches verlockende Glück, welche Lebenserfüllung es bringt, wenn Gott die herrschende Kraft sein kann.

Auch für viele Zeitgenossen von Jesus blieb diese Perspektive total fremd. Obwohl er doch in Wort und Tat mit seiner ganzen Person ein einziges deutliches Zeichen geworden ist für die Lebenschancen, die ein Leben in Gottes Wirkungsbereich eröffnet!

Der Mann in dem Gleichnis ist so hingerissen und begeistert durch seinen Fund, dass er selbstverständlich dafür seinen ganzen Besitz verkauft!

Im Psalm 119, aus dem einige Verse für diesen Sonntag als Antwortpsalm vorgesehen sind, singen die Betenden:

Die Weisung deines Mundes ist mir lieb,
mehr als große Mengen von Gold und Silber. …
Deine Weisung macht mich froh.
Darum liebe ich deine Gebote
mehr als Rotgold und Weißgold. …
(Ps  119, 72.77.127)

Alles dafür investieren, um in diesem „Reich Gottes“ leben zu können, das wirst du nur wollen, wenn du entdeckst, ein wie wertvoller Schatz das ist – für dich und für die ganze Menschheit!

Deswegen setzt Jesus ja auch sein ganzes Leben dafür ein, dass möglichst viele Menschen diese Entdeckung machen.

Du und ich – wir können daran mitwirken! Damit sich erfüllt, worum Christen auf seine Anregung hin beten: „Dein Reich komme!“

Hier können Sie meinen Beitrag weiter empfehlen: