Blogbeitrag

Bild von Holger Schué auf Pixabay

Bereit für Zukunft?

1. Dezember 2022

Sonntagsbotschaft zum 4. Dezember 2022, dem 2. Adventssonntag (Lesejahr A).

Klimakatastrophe stoppen? Gutes Leben für alle? Gerechtes Besteuern der Reichen für die Aufgaben des Gemeinwesens? Ausreichende Hilfe für alle, die sich nicht selber helfen können? Verlässlicher Schutz der Würde und der Rechte aller Menschen?

Vergiss es!

Hast du schon jede Hoffnung verloren?

Hör mir bloß auf mit Gott und Religion und so. Du siehst doch: Das bringt alles nichts!

Trotzdem: Andere hatten auch schon alle Hoffnung drangegeben. Aus dem Stammbaum des gerechten Herrschers war längst ein abgestorbener Baumstumpf geworden. Und dann kam doch die Gewissheit auf: Gott lässt sein Volk nicht länger hängen!

An jenem Tag
wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor,
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.

So einen wie den König David, den Sohn des Stammvaters Isai, hatte schon lange keiner mehr erwartet. Aber da redet plötzlich Jesaja, der Prophet, von einem, der ankommt. Einer aus dem Stammbaum des David. Einer, den Gott schickt:

Der Geist des HERRN ruht auf ihm:
der Geist der Weisheit und der Einsicht,
der Geist des Rates und der Stärke, …
… Er richtet nicht nach dem Augenschein
und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht,
sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit
und entscheidet für die Armen des Landes,
wie es recht ist. …

Solche Worte des Jesaja haben Menschen neugierig gemacht. Sie sagten nicht „der spinnt“, sondern sie haben festgehalten, was er sagt, haben es aufgeschrieben, damit es uns überliefert wird.

Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften
und die Treue der Gürtel um seine Lenden.
Der Wolf findet Schutz beim Lamm,
der Panther liegt beim Böcklein.
Kalb und Löwe weiden zusammen,
ein kleiner Junge leitet sie.
Kuh und Bärin nähren sich zusammen,
ihre Jungen liegen beieinander.
Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.
Der Säugling
spielt vor dem Schlupfloch der Natter
und zur Höhle der Schlange
streckt das Kind seine Hand aus.

Keiner tut dem andern mehr was Böses? – Solche Bilder vom Frieden und von der Versöhnung haben Menschen schon immer veranlasst, weiter hinzuhören.

Man tut nichts Böses
und begeht kein Verbrechen
auf meinem ganzen heiligen Berg;
denn das Land ist erfüllt
von der Erkenntnis des HERRN,
so wie die Wasser das Meer bedecken.

Und jetzt macht er die Botschaft konkret fest an dem unverhofft kommenden Spross aus dem Stammbaum des Königs David!

An jenem Tag
wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein,
der dasteht als Feldzeichen für die Völker;
die Nationen werden nach ihm fragen
und seine Ruhe wird herrlich sein.
(Jesaja 11,1-10)

Menschen, die – damals – Jesus begegneten, erkannten in ihm den, den Gott da versprochen hat: Er sorgt wirklich für Gerechtigkeit und macht die alte Botschaft wahr! Jetzt ist die Zeit seiner Ankunft – auf Latein: seines „Advent“. Der Täufer Johannes war einer der ersten, die öffentlich auf ihn aufmerksam machten:

In jenen Tagen
trat Johannes der Täufer auf
und verkündete in der Wüste von Judäa:
Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat:
Stimme eines Rufers in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn!
Macht gerade seine Straßen! …
Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa
und aus der ganzen Jordangegend
zogen zu ihm hinaus;
sie bekannten ihre Sünden
und ließen sich im Jordan von ihm taufen. …

Johannes erinnert sie: Die alte Verheißung steht immer noch im Raum, dass der Himmel die Herrschaft übernehmen wird. Aus Elend und Tyrannei aller Art wird er retten. Und wenn euch das noch so fern erscheint: Jetzt kommt er. „Das Himmelreich ist nahe.“

Johannes stellt die Menschen ein auf den, der dafür geradesteht. Macht ihm den Weg bereit, damit er kommen kann! Und sie lassen sich tatsächlich drauf ein! Sie merken, dass sie sich in ihr Elend verliebt hatten, und öffnen sich dem Kommenden, der Heil und Leben mit sich bringt.

… Er wird euch mit dem Heiligen Geist
und mit Feuer taufen. …
(Matthäus 3,1-12)

Mit starken Worten bewegt er sie tatsächlich zur Umkehr aus aller Trostlosigkeit: Sie lassen sich ihre alte ärmliche Existenz von ihm im Wasser des Jordan ertränken, um neu belebt wieder aufzutauchen als Menschen der Zukunft und des Lebens, das – dem Himmel sei Dank! – jetzt unter einem neuen Stern steht.

Den Blick neugierig nach vorn gerichtet, folgen sie dem Ruf des Täufers: Macht dem Herrn den Weg bereit, damit er kommen kann! Und da sie die erfüllte Zukunft wollen, in der nicht mehr Geltungssucht und Habgier regieren, sondern der, „der da kommt im Namen des Herrn“, und da sie ihm und seiner Gerechtigkeit vertrauen, reißen sie sich jetzt ein Bein dafür aus, um miteinander die Rahmenbedingungen herbeizuführen, die es braucht, damit er, der Spross aus dem abgestorbenen Baumstumpf des Stammbaums von König David bei ihnen ankommen kann und Recht und Gerechtigkeit aufrichtet.

Was für ein Programm! Heute wird diese Botschaft uns gesagt! Advent! Fern jeder Realität? Oder das Naheliegende? Der Weg muss ihm halt bereitgemacht werden?

Wem bei der Behörde demütigend verweigert wird, was er braucht, wird sein Recht nur dann zügig bekommen, wenn wir für eine ausreichende Personalausstattung der Gerichte gesorgt haben!

Wer weiterhin mit seiner Arbeit bei uns zum Gelingen des Ganzen beitragen will und dafür rechtzeitig die Verlängerung seines Aufenthalts-Visums beantragt, wird es aber nur dann tun können, wenn die Ausländerbehörde genügend Personal hat, um den Antrag nicht ein halbes Jahr lang unbearbeitet liegen zu lassen!

Dem Klimaschutz der Erde ist auch durch noch so gute Beschlüsse der „Vereinten Nationen“ nicht gedient, wenn nicht die Staaten sie in reale Politik umsetzen!

Der für den Schutz des Klimas noch so begeisterte Landbewohner kann nicht mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren, wenn es da keine Bus- oder Bahnlinie gibt, die ihn zur Arbeitsstelle hinbringt!

Durch Festhalten an fossiler Energie und durch ein unvermindertes Verkehrsaufkommen bereiten wir im Gegenzug der Überhitzung der Erde den Weg!

Eine Regierung oder ein Parlament kann noch so nachdrücklich beschließen „Wir wollen, dass zur Rettung des Planeten tausend Windräder aufgestellt werden.“ Wenn nicht zugleich der Weg zur Realisierung vor Ort gebahnt wird, wird’s nix mit der Rettung des Planeten!

Welchen Arbeitsbedingungen für Arbeitsmigranten bereiten wir den Weg zu globaler Anerkennung, wenn wir mitspielen mit der Entscheidung der FIFA, die Fußball-WM in ein Land wie Katar zu vergeben!

Wenn uns körperliche Unversehrtheit, Gesundheit und Pflege wirklich so wichtig sind, dass alle Menschen davon profitieren können, warum erschweren oder unterlassen wir dann viele Hilfeleistungen, stellen uns jetzt sogar auf Triage in der Pandemie ein und ziehen ein System vor, das durch das Betreiben von Kliniken dem Erwirtschaften von Profiten den Weg bereitet?

Gottes Volk Israel kann auch bei Gottes bestem Willen nicht in sein Heimatland zurückkehren, wenn nicht politische Entscheidungen den Weg dafür bereit machen. Davon erzählt die Bibel ausgiebig.

Es gibt so viele schöne Sonntagsreden und Erkenntnisse der Wissenschaften. Aber wer traut dem Nachdruck des Evangeliums, dass der Menschheit alle diese wertvollen Einsichten und Erkenntnisse geschenkt sind, weil Gott so sein Versprechen wahr machen will, alles für die Menschen zum Guten zu führen?! Er kommt mit seiner Herrschaft des Guten schließlich nicht wie ein großer Magier, der uns entmündigt und die neue Wirklichkeit einfach uns überstülpt. Die Botschaft der Bibel geht von der Würde des Menschen aus, die ihn teilhaben lässt an Gottes Kreativität – in echter Partizipation und Mitbestimmung! „Nicht ohne meine Menschen“ ist Gottes Devise!

Und in seiner Verzweiflung über die Menschen, die sich lieber beherrschen lassen, startet er einen neuen Versuch und lässt Jesus zeigen, wie es geht.

Johannes der Täufer weist auf ihn hin – wie schon der alte Prophet Jesaja es benannt hatte: Macht ihm den Weg bereit, damit er kommen kann!

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