Blogbeitrag

Brainstorming zum Phänomen „fremd“

17. August 2023

unverarbeitete Stichworte,
vielleicht tauglich als Impulse für eine weitere Auseinandersetzung –
ausgelöst durch die Sonntagsbotschaft „Fremd – na und?“ zum 20.08.2023 (20. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr A zu den Sonntagslesungen aus Jesaja 56, Römer 11 und Matthäus 15)

„fremd“:

= nicht vertraut, ungewohnt, anders, neu
in Aussehen, Sprache, Verhaltenskultur, Sichtweisen, Geschmack, Mentalität, …

„Fremdes“ wirkt auf mich:
          unglaublich! nicht zu fassen! kopfschüttelnd
macht mich neugierig
          staunen: wie schaffen die das?
belustigt mich (distanziert)
          wie unkompliziert sich einer durchsetzt!
fasziniert, fesselt, beeindruckt mich
          die Indios empfingen sie z.T. „naiv“, als die Weißen kamen
verunsichert mich, macht mir Angst
          was hab ich da zu befürchten?
weiß ich nicht einzuordnen, zu verstehen
          kapier ich nicht! bin ich doof?
kenne ich nicht, weiß nicht wie darauf reagieren
          was soll ich machen?

was wäre das Gegenteil von „fremd“???
vertraut?
fremd-bestimmt / selbst-bestimmt?
dazugehörig? (zur Familie, zur Nation, zum Verein, zur Gruppe, zur Kirche, …)
verständlich? (z.B. Sprache)
Gegenstück zu „eigen“ – siehe auch Eigenleistung / Fremdleistung

Reaktionen:
schillernd, zweischneidig, widersprüchlich
Abschotten? Fernhalten? Auf Abstand analysieren? (Achtung: Parameter?)
Beziehung aufnehmen? Kennenlernen?
„Entfremdung“ / notwendige „Fremdheit“ (Respekt vor der Individualität)

 

Beispiele:

  • Wie die im Gottesdienst singen! (enttäuscht oder erfreut)
    (Parameter: Perfektion, Konzertanz, „Feier“-Kultur-Parameter)
  • Wie der/die aussieht, gekleidet ist, sich präsentiert, …!
  • Wie die Männer mit den Frauen umgehen!
    (Parameter entsprechend zeitungleicher Veränderungsprozesse)
  • Wie die miteinander diskutieren!
    (Parameter: unterschiedliche Gewichtung von Tonfall, Mimik, Gestik, …)
  • Nach welchen Werten die entscheiden!
    (Parameter: jeweilige Gewichtung diverser Interessen und Ziele)
  • Ich und Du! (vgl. Martin Buber / Abnabelung = notwendigerweise „entfremdende“ Unterscheidung)
  • Auch Gott bleibt „fremd“:
    Lied „… fremd wie dein Name sind mir deine Wege …“ (aus: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr …) vgl. Psalm 95 „… meine Wege kennen sie nicht …“

 

Bibel-Zitate mit „fremd“:

Gen 15,13 Deine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört.     

Ex 23,9 Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen.

Ex 23,12 Sechs Tage kannst du deine Arbeit verrichten, am siebten Tag aber sollst du ruhen, damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen.

Lev 19,34 Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott.

Lev 19,10 In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen. Ich bin der HERR, euer Gott.

Lev 24,22 Gleiches Recht soll bei euch für den Fremden wie für den Einheimischen gelten;

Dtn 24,20 Wenn du einen Ölbaum abgeklopft hast, sollst du nicht auch noch die Zweige absuchen. Was noch hängt, soll den Fremden, Waisen und Witwen gehören.

Dtn 27,19 Verflucht, wer das Recht der Fremden, die Waisen sind, und das der Witwen beugt.

1Kön 8,41 Auch Fremde, die nicht zu deinem Volk Israel gehören, werden wegen deines Namens aus fernen Ländern kommen;

2Chr 6,32 Auch Fremde, die nicht zu deinem Volk Israel gehören,

Mt 25,35 … ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen

Lk 16,12 Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, …

Eph 2,12 … wart ihr von Christus getrennt, der Gemeinde Israels fremd und von dem Bund der Verheißung ausgeschlossen …

Eph 2,19 Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.

Kol 1,21 Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber …

1Petr 2,11 Geliebte, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, …

Aus meiner Biografie:

  • Hautfarbe (Mutter las aus Bilderbuch vor: „Mohren“ – ? – „= Wilde“)
  • Obdachlos („Penner“ – mochte ich nicht)
  • Sprachen – machten mich neugierig
  • Einordnung von Unterschieden, was Menschen wichtig ist und was sie erstreben
  • Gewalt als Instrument? (Familie, Staat, politische Parteien, …)

Dilemma:
„fremd-artig“ wie auch „eigen-artig“ sind negativ besetzt! Gibt es also kein positives Gegenstück? Eine Lösung wird anderswo gesucht werden müssen! Richtung: Respekt für beides!

Tagesgebet vom 20. Sonntag im Jahreskreis:

„Was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, …“     
          wow!!! was mir also sehr fremd ist
          das halte ich mir lieber vom Leibe?
         
Gegenteil: lieben, wollen

das hast du denen bereitet, die dich lieben.
          Spanisch: Te quiero = ich will dich, ich mag dich, ich liebe dich
          >>> „lieben“ und „wollen“ liegen dicht beieinander
          >>> Gott lieben =?= Gott wollen
          Er erfüllt die alte Verheißung! Gegenüber denen, die das wollen!
          Nicht: die sich entschieden haben, dir nachzufolgen,
          oder die als Glieder der Kirche zu dir gehören, die dir verpflichtet sind, …
          vgl. Wer (die Musik eines) einen Musiker liebt, will sie hören,
          aber er muss nicht mit ihm auf Tournee gehen und –
          verantwortlich für den Erfolg – zu seinem Team gehören!

 Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt,
          das klingt allerdings schon mehr nach „ich will zu dir gehören“

damit wir den Reichtum deiner Verheißungen erlangen,
der alles übersteigt, was wir ersehnen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, …

          Was für ein un-verschämtes Verlangen!!!
          Gibt es denn Dinge jenseits von allem, was unsereins „ersehnt“, ahnt, kennt, …???
          z.B. Dimensionen, Techniken, Zusammenhänge, Materien, Energien, Welten, …
          Wertvolles? Erstrebenswertes?
          Und so etwas hat Gott „bereitet“ – hält er für die bereit, die … „denen, die ihn lieben“???

           „Ich will nicht unbescheiden sein und so etwas von Gott erwarten.“
           (vgl. König Ahas in Jesasja 7)
           (Aber dann bin ich „fein raus“:
           Dann brauche ich mich auch nicht damit auseinanderzusetzen,
           ob ich [ihm] das glauben will.)

 

Zwar braucht es das Miteinander derer, die im Vertrauen auf ihn ihm die Veränderung / Transformation zum Heil zutrauen, die Gemeinschaft derer, die ihm „nachfolgen“ und mit ihm mitwirken; die dieses „Reich Gottes“ als allerwertvollsten Schatz entdeckt haben. Von denen darf er logischerweise erwarten, dass sie alles andere dafür loslassen.

Aber – gerade dadurch bekommt das dann enorme neue Chancen – Nutznießer solcher Erneuerung des Lebens, solcher Verwandlung sollen alle (!!!) sein, die das wollen.

>>> „für alle, nicht unbedingt mit allen“

Zur Kirche gehören, Christen sein und als solche anerkannt werden müssen beileibe nicht alle, sondern nur die, die das wirklich wollen.

(Wer mein Jünger sein und mir nachfolgen will, …)

Gerade damit das der Ort, das neue Jerusalem, die neue Erde werden kann, die mit Jesus angefangen hat: der Ort, an dem Gottes Liebe zu allen (!) Menschen und deren Würde endlich …

Das Verhalten der kanaanäischen Frau (in Mt 15), ihre innere Haltung gegenüber dem Leben und gegenüber dem Gott, der sich an Jesus erleben lässt, nennt Jesus „dein Glaube ist groß“.

 

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