Öfter gab es in unserem Stadtteil Schwierigkeiten zwischen Migranten und „Eingeborenen“.
Von einem besseren Miteinander träumten aber immer mehr von uns in der Kirchengemeinde. Dafür auch etwas zu tun, wären wir allerdings zu wenige gewesen. Damit unsere Vision mehr Chancen bekäme, suchten wir „Mitspieler“ im Stadtteil. Da lagen zwar so manche „Schluchten“ (weltanschaulich-„ideologischer“ Art) zwischen uns, aber die konnten wir – solidarisch in der gemeinsamen Sache – überwinden. Wir taten uns zusammen – in wiederholten Anläufen erneut und mit wechselnden Bezeichnungen – und bahnten „dem Kommenden“ den Weg.
Zum Beispiel organisierten wir 1986 ein erstes internationales Stadtteilfest:
Oder – die „Frankfurter Nachrichten“ berichteten am 16.3.94:
Diskussion: Integration jugendlicher Ausländer
„Zuhause? – Schwer zu sagen, wo das ist.“ Mit Szenen, Musik und Diskussionen will das „Fechenheimer Bündnis gegen Rassismus und Rechtsradikalismus“ am Freitag, 18. März, auf Probleme ausländischer Jugendlicher in Deutschland aufmerksam machen. Der Aktionsabend wird mitgestaltet von Schülern der Heinrich-Kraft-Schule in Fechenheim, die verschiedene Theaterszenen zu der Problematik einstudiert haben, berichtet Pfarrer Rainer Petrak von der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde. Die Regie zu „Yasmina wird verheiratet“ führte Renate Reh. Texte aus dem Buch „Kinder auf der Flucht“ von Elisabeth Petersen werden an dem Aktionsabend ebenso geboten und anschließend diskutiert. Regine Neukum-Holzner übernimmt die Moderation. Beginn ist um 19 Uhr im Katholischen Gemeindesaal, Götzstraße 14-16. (bg)
Bald danach – auf dem Hintergrund hochkochender Konflikte zwischen Roma und Nachbarn – fand ein weiteres von uns international organisiertes Straßenfest großen Anklang.
Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete am 14.7.1994 und brachte dieses Foto mit der Bildunterschrift: Roma-Gruppe „Kale Schawe“ beim „Internationalen Fechenheimer Linne-Fest“ (tr/FR-Bild: Monika Müller)
Und immer wieder folgten weitere Schritte. Wir waren überzeugt: In dem Maß, wie wir einander begegnen und kennen lernen – wir: „Eingeborene“ und Migranten – , bereiten wir einer Zukunft den Weg, in der sich Konflikte gut bearbeiten lassen. Ja, vielleicht kann man sagen: Unsere Schritte haben dazu beigetragen, dass in unserem Stadtteil sowohl für die Einrichtung des „Regionalrats“ (ein kommunales Organ zur Gewaltprävention) der Boden bereitet wurde als auch für das Angebot der Mediation bei Konflikten im Stadtteil und dass auf diesem Weg die Chancen für ein friedliches Zusammenleben gestiegen sind. Und diejenigen von uns, die sich gerne von der biblischen Botschaft der Adventszeit anregen ließen, konnten in den Entwicklungen den erkennen, der eben wirklich „kommt“ und in riskanter Situation „die Lämmer auf dem Arm trägt“ und „die Mutterschafe behutsam führt“ – wenn nur unsereins ihm den Weg bereitet.
(Aus dem Buch „Den Retter-Gott ranlassen. Damit Weihnachten wird.“ Kapitel 8 „Solidargemeinschaft – das bringt’s!“)