Plötzlich war mir klar geworden: An diesem Gründonnerstag kann ich nicht – gemeinsam mit den Vertrauten, mit denen ich den Oster-Glauben teile – an einer Feier vom Abendmahl teilnehmen!
Das wollte ich nicht ersatzlos hinnehmen. Aber was tun? Ich sortierte für mich die Angebote von Fernsehen und Internet und wusste: „Das eine Brot miteinander teilen und aus dem einen Kelch miteinander trinken …“ – das geht so nicht!
Mein Ausweg: Ziemlich nahe gegenüber meinem Fernseher setzte ich mich in einen bequemen Stuhl mit Armlehnen. In Reichweite stellte ich ein Körbchen mit einem Stück Weißbrot und ein Glas edlen Rotwein. Die im Internet per Livestream übertragene Feier aus der mir geliebt-vertrauten Benediktinerabtei Münsterschwarzach leitete ich auf meinen großen Bildschirm direkt vor mir.
Links und rechts von mir saßen die Mönche zu beiden Seiten im Chorgestühl und mir gegenüber hinter dem Altar der Abt und die Assistenz. Unerwartet ergab es sich so: Ich war einbezogen in den Kreis der Betenden, Hörenden, Feiernden – gleichzeitig mit ihnen.
Ich weiß nicht mehr, wann im Verlauf der Feier ich anfing, von dem Brot zu essen und aus dem Glas zu trinken. Ich war dabei. Und Christus war die Mitte, das Zentrum. Gegenwärtig.
Erst heute, da ich in der FAZ („Die Pandemie birgt für Kirchen auch Chancen“ – von Reinhard Bingener) von der theologisch korrekt sein wollenden Frage lese, ob es denn ein Online-Abendmahl geben kann, komme ich auf die Idee mich zu fragen, ob meine Erfahrung dieser Art von Nähe zu Christus eine „gültige“ (?) sakramentale Mitfeier gewesen sein könnte.
(am 29.06.2020 in meine Facebook-Chronik gepostet)