Blogbeitrag

Bild von stuart hampton auf Pixabay

Optimal designte Speisenkarte reicht nicht

4. Mai 2023

Sonntagsbotschaft zum 7. Mai 2023, dem 5. Ostersonntag im Lesejahr A.

 

 

Da kann einem manchmal das Wasser im Munde zusammenlaufen. Aber wenn man sich darauf einlässt, bleibt es zäh und lässt einen die Nase rümpfen. Die beste Speisenkarte allein reicht halt nicht, um einem Restaurant einen Stern zu verleihen.

Geht es Ihnen auch manchmal so, wenn Sie aus dem Programm einer politischen Partei hören, was für wunderbare Ziele da verheißen werden? Oder mit so mancher Predigt, angesichts deren Gewandtheit Sie am liebsten applaudieren möchten?

Der Volksmund sagt: Nicht an deinen Worten wirst du gemessen, sondern an deinen Taten.

Und die Bibel, die dem vielleicht Pate gestanden hat: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. (Matthäus 7,16)

In den Medien höre ich in den letzten Jahren zunehmend ein neues Wort, das die Kluft zwischen Worten und Wirklichkeiten aufgreift – dezent sachlich, die Klagen und Sehnsüchte ausklammernd, die sich dahinter verbergen: das Wort „umsetzen“.

Ja, Kommentare und Meinungen trauen sich manchmal daran, den Finger in diese Wunde zu legen: Da hatte eine Regierungskoalition mal wieder mit einer sehr menschlich und gerecht klingenden Absichtserklärung ein ganzes Volk ruhigzustellen vermocht. Was dann daraus geworden ist? Mutige reklamieren dann, dass – egal, wie echt die Absicht ursprünglich war – es an ihrer „Umsetzung“ fehlte.

Selten aber wird offengelegt, welchen Kräften es gelungen ist, die Umsetzung zu blockieren. Man macht sich halt keine Freunde damit, zum Beispiel die Mechanismen transparent zu machen, mit denen eine an der Mehrung des finanziellen Profits orientierte Lobby demokratisch und rechtsstaatlich legitimierte Kräfte in die Knie zwingt.

Und in der Kirche? Was für wunderbare, großartige Schritte hatte das Zweite Vatikanische Konzil verkündet, um Wege in die Zukunft zu markieren! Seine neu am Evangelium Maß nehmende Dynamik hatte nicht wenige Menschen dazu bewegt, in herzerfrischender Freude an Gott, an Jesus Christus und seinem Geist einen Drei-Sterne-Geschmack am Leben neu zu pflegen und unter den Menschen aufzutischen.

Aber der – mehr von der Angst als vom Glauben getragenen – Sorge um den Erhalt von Macht und Einfluss ist es gelungen, die Umsetzung dieser heilvollen, menschenfreundlichen Dynamik auf Sparflamme zu reduzieren.

Niedrigtemperatur-Garen schätze ich zwar, aber wenn der Koch den Backofen nur auf 30 Grad heizt, werde ich nicht wiederkommen.

Das beste Kochbuch ersetzt eben kein leckeres Essen. Damit ich tatsächlich gerne wiederkomme, braucht es ein gut aufeinander abgestimmtes Miteinander von Koch, Rezept und Gast. Die Wahrheit des Rezeptes kann noch so vielversprechend klingen, – der Koch muss es auf seinem Weg so zubereiten, dass es dem Gast die Freude am Leben unterstützt.

Wahrheit, Weg, Leben – das fällt so oft auseinander!

Der Wahrheit über die Klimakrise so den Weg zu bereiten, dass tatsächlich dem Leben gedient ist? Da stolpert die moderne Menschheit von einem Streit in den anderen.

Aus der Bibel ist zu hören – an diesem Sonntag als das Evangelium, das Jesus dazu verkündet:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes 14,6)

Er versöhnt alle drei miteinander?

Die einen, die die Wahrheit meinen gepachtet zu haben und sie den anderen um die Ohren schlagen; die anderen, die sich auch mit einem Schneckentempo zufrieden geben nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“; und diejenigen, die sich das alles vom Leibe halten wollen: „Leben kann ich nur jetzt!“

Der Jesus des Johannes-Evangeliums bringt alles das so zueinander in Beziehung, dass es effektiv ein-wirkt auf die reale Welt der Menschen. Die Wirk-ung? Die neue Wirk-lichkeit entsteht. „Damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Johannes 10,10). So am vergangenen Sonntag zu hören.

Und mit ihm machen Menschen die Erfahrung: Er lehrt nicht nur die Wahrheit und den Weg, sondern er setzt das auch um – und wirkt so ein auf die Realitäten; verändert sie so, dass das Leben gewinnt.

Ein konkretes Beispiel erzählt die Erste Lesung des Sonntags mit einem Abschnitt aus der Apostelgeschichte (Apg 6, 1-7):

Weil in der ersten Gemeinde von Christen die Witwen der Zugewanderten im Vertrauern auf diese Botschaft aufbegehren gegen ihre Vernachlässigung, bahnt ER, der mit seinem Geist in dieser Gemeinde lebt, den Weg. Und natürlich führt der dahin, dass auch sie Anteil erhalten an dem Weg zu einem erfüllten Leben.

Da merken alle Beteiligten: Es lohnt sich, beim Gestalten des aktuellen Lebens in dieser Welt sich an IHM zu orientieren, der das in eins zusammenbringt: die Wahrheit und den Weg und das Leben.

Hier können Sie meinen Beitrag weiter empfehlen: