Blogbeitrag

Almyros Korfu Sonnenuntergang (1997)

Und was wird jetzt anders?

19. Januar 2023

Sonntagsbotschaft zum 22. Januar 2023, dem 3. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A).

Sehr allgemein gehalten klangen die großartigen Aussagen über Jesus in der Weihnachtszeit. Das kann die Fähigkeit strapazieren, sich vertrauensvoll einzufügen in jubelnden Festgesang wie „Christus ist uns geboren!“, „Christus ist uns erschienen!“, „Der Himmel geht über allen auf!“

Solche jubelnden, zusammenfassenden Überschriften wollen geerdet werden.

„Der Sohn Gottes hat bei uns Menschen Wohnung genommen!“

Wo?!

„Er ist in Betlehem geboren!

Jesus, ersehnter Nachkomme aus dem längst ausgestorbenen Königshaus David, ist sichtbar erschienen als der, der jetzt mit Gottes Herrschaft in dieser Welt beginnt.“

Das will ich sehen!

Zum Glück entfalten das die Evangelien den Jahreskreis hindurch. Dieses Jahr grundsätzlich das Matthäus-Evangelium. Der Abschnitt daraus, der an diesem Sonntag zu hören ist, beschreibt, wie Jesus anfängt, in seine Umgebung hineinzuwirken.

Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war,
kehrte er nach Galiläa zurück.
Er verließ Nazaret,
um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt,
im Gebiet von Sebulon und Naftali.
Denn es sollte sich erfüllen,
was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
Das Land Sebulon und das Land Naftali,
die Straße am Meer,
das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa:
Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.

Galiläa, seine Heimat im Norden Israels, wo Jesus anfängt, charakterisiert der Evangelist bedeutungsvoll mit den Prophetenworten, die an Weihnachten zu hören waren – und die auch heute wieder die 1. Schriftlesung ausdrücklich in Erinnerung ruft.

Galiläa, das ist ursprünglich das Siedlungsgebiet von Israels Stämmen Sebulon und Naftali – eine Gegend, in der das Volk schon seit Jahrhunderten unter ziemlich finsteren Bedingungen leben musste. Da ist Jesus groß geworden, in Nazaret. Da ist er zuhause, der „Jesus von Nazaret“.

Er hatte sich von Johannes im Jordan taufen lassen und sich anschließend für eine Zeit der Prüfungen und Versuchungen zurückgezogen, in der er sich seiner selbst und seiner Beziehung zu Gott und seiner Lebensaufgabe vergewissert hat.

Schließlich hört er davon, dass der Täufer Johannes mit seiner umfassenden Kritik an Sozialleben, Politik und Religion durch die Machthabenden hingerichtet worden war. Da fängt er selber an. In seiner Heimat.

Welches Wirken von Gottes Geist in ihm zeichnet sich da ab? Öffnet sich wirklich der Himmel über den Menschen? Wie zeigt sich Gott denen auf der Schattenseite des Lebens als neue Sonne, als neu herrschende Kraft, als das Reich Gottes, das „Himmelreich“, das jetzt mit Jesus neu anfängt?

Von da an begann Jesus zu verkünden:
Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
Als Jesus am See von Galiläa entlangging,
sah er zwei Brüder,
Simon, genannt Petrus,
und seinen Bruder Andreas;
sie warfen gerade ihr Netz in den See,
denn sie waren Fischer.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder,
Jakobus, den Sohn des Zebedäus,
und seinen Bruder Johannes;
sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot
und richteten ihre Netze her.
Er rief sie,
und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater
und folgten Jesus nach.
Er zog in ganz Galiläa umher,
lehrte in den Synagogen,
verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
(Matthäus 4, 12-23)

Und die Fortsetzung im Matthäus-Evangelium:

Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien.
Man brachte alle Kranken
mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm,
Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte,
und er heilte sie.
Scharen von Menschen aus Galiläa,
der Dekapolis,
aus Jerusalem und Judäa
und aus dem Gebiet jenseits des Jordan
folgten ihm nach.

So macht er die Verheißung wahr, die sich beim Propheten in der Fortsetzung ausweitet zur umfassenden Befreiung des Menschen von allem Elend. Dass sie sich für die nahegekommene Herrschaft Gottes öffnen und zu ihr hin umkehren, dafür wirbt Jesus beim Volk:

Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
… Man freute sich vor deinem Angesicht, …
Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du …
Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,
jeder Mantel, im Blut gewälzt,
wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.

Denn er ist der „Sohn, der uns geschenkt wurde“ und dem Gottes „Herrschaft auf die Schulter gelegt“ wurde!

Die große Herrschaft
und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids
und in seinem Königreich,
es zu festigen und zu stützen
durch Recht und Gerechtigkeit,
von jetzt an bis in Ewigkeit.
Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.
(Jesaja 9,1-6)

Die entsprechende Haltung und Einstellung einer gesamtgesellschaftlichen Umkehr beschreibt Jesus in seiner Bergpredigt, die sich im Matthäus-Evangelium unmittelbar anschließt an den Evangeliums-Abschnitt des Sonntags.

Für diesen neuen Weg beruft er Menschen zur Umkehr in ihrer Lebensorientierung und in dem, womit sie sich beschäftigen – als seine Begleiter und Begleiterinnen, als Zeugen, als seine Schüler …

Auf dem Weg zu einer menschlichen Welt zeigt sich Gottes ganzer Eifer … Er bringt wirklich den Völkern das Recht. Überall wo man sich darauf einlässt, an ihn glaubt.

Jetzt wissen sie um ihre Würde, wie wertvoll und wichtig sie sind; keiner mehr kann ihnen jetzt ihr Menschenrecht streitig machen. Jetzt lassen sie sich nicht mehr klein machen oder lähmen, weil sie aneinander schuldig geworden sind. Jetzt bestärken sie einander zum Leben in Freiheit und Sicherheit für alle. Jetzt stürzt er die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Jetzt atmen sie auf und gehen ins Glück der Vollendung – in den wechselnden Situationen und Hinsichten des Lebens – das ganze Jahr hindurch.

Jetzt, durch die Solidarität der Gleichgesinnten in ihrer Persönlichkeit stabilisiert, deshalb auch unaufgeregt überzeugend, werden sie, obwohl zunächst eine Minderheit, effektiv einwirken auf die Willens- und Meinungsbildung im Volk – ohne Gewalt und Korruption, aber hin zu demokratischer Mehrheit!

Mögen sie sich auch erst einmal lächerlich machen – wie Bernd, der unter seinen Mit-Rekruten unerschütterlich jeden Tropfen Alkohol von sich wies; was ihm aber bereits nach kurzer Zeit die Hochachtung seiner „Kameraden“ einbrachte.

An Weihnachten hatte das geheißen: „Der leidenschaftliche Eifer des HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.“ (Jesaja 9,4-6) Und: Jetzt erschafft er sich ein Volk, das „voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.“ (Titus 2,14)

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