Blogbeitrag

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Zeit zur Transformation

3. März 2022

Sonntagsbotschaft zum 6. März 2022, dem 1. Fastensonntag (Lesejahr C). 

Asche aufs Haupt: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist“ – Sternenstaub. Was soll’s? Vierzig Tage „Fastenzeit“. Worte, um dann wieder – mit ein paar Kilo weniger auf der Waage – unbekümmert Ostern zu feiern?

Jesus war sich seiner Lebensaufgabe klar geworden: Beim Auflauf des Volkes am Jordan, wo Johannes aufrief zu einem allumfassenden Neuanfang, da hatte sich Jesus eingefügt in die Zahl derer, die ihre eigene Bereitschaft zur Veränderung kundtaten, indem sie sich taufen ließen.

Als Gottes geliebter Sohn und – für die Menschen sichtbar – von Gottes Geist belebt, erkannte er seine Lebensaufgabe: mit Gottes befreiender Herrschaft anfangen, so dass der Himmel sich öffnet und die Menschen das Heil erleben, das von Gott kommt.

So hatte es das Lukas-Evangelium im 3. Kapitel beschrieben. (vgl. auch Lukas 4,43 und 8,1)

Und bevor Jesus vom Jordan nach Galiläa zurückkehrt (Lukas 4,1 und 14), vergewissert er sich seiner selbst. Er stellt sich ja nicht blauäugig einer Aufgabe von enormen Ausmaßen. Er weiß: Hier geht es nicht um mehr Spaß bei der Gestaltung von Freizeit oder um die Befriedigung durch erfolgreiche Besserwisserei … Hier geht es um eine große Transformation. Um „systemische Veränderungen“. In Kirche und Welt. Im Leben von uns Menschen.

Die Sprache der Bibel verwendet dafür andere Worte. Die werden – verharmlosend und missverständlich – ins Deutsche meistens übersetzt mit den negativ besetzten Worten „Umkehr“ und „Buße“. Jesus weiß: Durch die Aufnahme von Gottes Herrschaft soll Ostern werden: Transformation von Tod in Leben!

Nur – die Herrschaft lassen sie sich nicht nehmen – die längst erfolgreich herrschenden Kräfte und Menschen. Und sich zu Gottes Gerechtigkeit und Frieden befreien lassen, das verlangt auch dem Volk eine gehörige Portion Vertrauen ab, auch eine gehörige Unabhängigkeit gegenüber dem raffinierten Marketing der Mächtigen. Jesus muss sich auf die Widerstände einstellen, die ihm entgegenstehen.

Der erste Sonntag in der Zeit, die in diesem Jahr zu einem wirklichen Ostern hinführen will, bringt als „Evangelium“, als „gute Nachricht“ im 4. Kapitel aus dem Lukas-Evangelium (Lukas 4,1-13) eine Zusammenfassung dessen, wie Jesus sich der Herausforderung stellt:

In jener Zeit
kehrte Jesus,
erfüllt vom Heiligen Geist,
vom Jordan zurück.
Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt,
vierzig Tage lang,
und er wurde vom Teufel versucht.
In jenen Tagen aß er nichts;
als sie aber vorüber waren, hungerte ihn.

Wie wird hier das Wesen dessen benannt, was Jesus in Versuchung bringt? Das griechische Wort für „Teufel“, διάβολος [diábolos] – das ist zunächst ein Adjektiv, bezeichnet eine Eigenschaft: verleumderisch, verschlagen, … wie jemand mit einer Schlinge oder einem Netz einen anderen Menschen hinterlistig zu fangen oder „reinzulegen“ versucht. Mit der Vorsilbe δία und dem Wortstamm βολ, auch im Verb βάλλειν für „werfen“, legt sich die Vorstellung nahe von „durcheinanderbringen“ oder „durcheinanderwirbeln“.

Verleumderisch und hinterlistig seine Bestrebungen durcheinanderbringen zu wollen – das ist anscheinend das Wesen der Widerstände, die Jesus zu erwarten hat. Immer neu werden sie ihn auf die Probe stellen wollen, wie stark sich seine Entschiedenheit wohl erweisen würde. Herkömmliches Verständnis nennt das „teuflisch“ und sieht darin eine mächtige böse Person verschwörerisch am Werk.

Und wie versucht das der „Teufel“, wie er Jesus zu Fall bringt?

Da sagte der Teufel zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist,
so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.

Wenn du doch die Möglichkeit dazu hast, nutze sie! Du in deiner Stellung hast doch alle Möglichkeiten zu machen, was in deinem Interesse liegt! Du hast schließlich Hunger!

Wenn der Putin dir auch den Gashahn zudreht, ist das doch für dich kein Problem. Nimm doch einfach Atomstrom – nur vorübergehend natürlich!

Jesus antwortete ihm:
Es steht geschrieben:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Er sagt: Ich habe verstanden: Mein elementares Interesse ist nicht alles. Ob und wozu und wie ich meine Möglichkeiten einsetze, – bei meiner Entscheidung darüber zählt auch anderes, was mir wichtig ist!

Nämlich was? Was zählt? Was ist mir wichtig? Was strebe ich an?

Wer es mit Jesus hat und seine Lebensaufgabe selber gut findet, muss sich klar werden über die sogenannten „christlichen Werte“ und wie ich dazu stehe!

Da führte ihn der Teufel hinauf
und zeigte ihm in einem Augenblick
alle Reiche des Erdkreises.
Und er sagte zu ihm:
All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche
will ich dir geben;
denn sie sind mir überlassen
und ich gebe sie, wem ich will.
Wenn du dich vor mir niederwirfst
und mich anbetest,
wird dir alles gehören.

Du brauchst dir nur von mir sagen zu lassen, wie es geht. Dann wirst du dich darin sonnen, dass du, was immer dir wichtig ist, überall auf der Welt durchsetzen kannst. Und dann werden sie dir alle zu Willen sein!

Überhör doch einfach dieses ideologische Geschwätz über „Menschenrechte“ und „Korruption“! Ich zeig dir, wie du ausreichend Geld scheffeln wirst, so dass keiner mehr sich traut, gegen dich aufzumucken.

Jesus antwortete ihm:
Es steht geschrieben:
Vor dem Herrn, deinem Gott,
sollst du dich niederwerfen
und ihm allein dienen.

Ein anderer Wille, dem ein Mensch sich unterwirft? Das darf nur Gottes Wille sein! Das habe ich aus der Schrift gehört und verstanden! Und das kann nur in eigenverantwortlicher Entscheidung geschehen und auf einer Grundlage vollen Vertrauens!

Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem,
stellte ihn oben auf den Tempel
und sagte zu ihm:
Wenn du Gottes Sohn bist,
so stürz dich von hier hinab;
denn es steht geschrieben:
Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen,
dich zu behüten;
und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

Also na gut, wenn dir die Bibel so wichtig ist, – dann nimm sie aber doch richtig ernst und trau Gott wirklich, was er da gesagt hat! Du wirst durch ein Wunder den Sturz überleben und alle werden den Beweis dafür sehen: Du bist der Sohn Gottes! Alle weitere Mühe kannst du dir dann sparen, denn die Leute werden dir aus der Hand fressen!

Da antwortete ihm Jesus:
Es ist gesagt:
Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht auf die Probe stellen.

Missbrauch die Bibel nicht! Verdreh nicht, was sie sagt, als Instrument dafür, dich selber zum Gott zu machen!

Um für eine solche Einstellung gut gewappnet zu sein, hilft es mir, mich in dieser Zeit einzufügen in das tägliche Morgenlob mit dem Hymnus  auf die alles umfassende Transformation durch Jesus Christus:

Du Sonne der Gerechtigkeit,
Christus vertreib in uns die Nacht,
dass mit dem Licht des neuen Tags
auch unser Herz sich neu erhellt.

Du schenkst uns diese Gnadenzeit,
gib auch ein reuevolles Herz
und führe auf den Weg zurück,
die deine Langmut irren sah.

Es kommt der Tag, dein Tag erscheint,
da alles neu in Blüte steht;
der Tag, der unsre Freude ist,
der Tag der uns mit dir versöhnt.

Dir, höchster Gott, Dreifaltigkeit,
lobsinge alles, was da lebt.
Lass uns, durch deine Gnade neu,
dich preisen durch ein neues Lied“.
Amen.

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