über mich

In welchem Kraftfeld lebe ich? (1974)

„Frei!“ Bei diesem Wort schlug mir schon in jungen Jahren das Herz höher. Eigene Entscheidungen treffen und danach mein Leben gestalten! Das stand bei mir von früh an hoch im Kurs. Und ich hatte schließlich den klaren Eindruck, in diesem Sinne wirklich ein sehr freier Mensch geworden zu sein. Dann kam – mit gut 30 Jahren – das heulende Entsetzen: Bei einer Fortbildung, die die eigene Lebensgeschichte und die Licht- und Schattenseiten der eigenen Persönlichkeit ziemlich unter den Pflug nahm, wurde mir schlagartig klar, zu einem wie hohen Anteil ich meine „freien“ Entscheidungen unter diversen Einflüssen von Erziehung und Umgebung getroffen hatte!

Aus meiner Enttäuschung darüber, aus Trauer und Wut ergab sich mir die Konsequenz: Wenn das so ist – und anscheinend auch so weiter gehen wird, will ich wenigstens darauf achten und selber frei (?) entscheiden und verantworten, welchen Einflüssen ich mich aussetze und von welchen Kräften ich mich beeinflussen und prägen lasse!

Die Entscheidung fiel mir nicht schwer: So wie ich Kirche erlebt und verstanden hatte, konnte für mich ein solches Wunsch-Kraftfeld nur ein konkretes Leben in konkreter Kirche sein – gemeinsam mit anderen in der Gemeinde, die das für sich auch so wollen! Bestärkung darin waren mir das 2. Vatikanische Konzil und die Würzburger Synode, getoppt durch den Brief „meines“ Limburger Bischofs Wilhelm Kempf an die Gemeinden des Bistums zur Fastenzeit 1974 „Gemeinden von heute – Gemeinden für morgen“, in dem er als Prinzip nannte, alle Gemeinden sollten – wie die Kirche als Ganzes – „Kraftfeld des Geistes Christi“ sein und werden.

Aus dem Buch „Den Retter-Gott ranlassen. Damit Kirche wirklich Kirche ist.“  Kapitel 1: „Christ sein – das musst du wirklich wollen!“