Blogbeitrag

Wüste am Toten Meer (1996)

Zur Besinnung gekommen

29. Februar 2024

Sonntagsbotschaft zum 3. März 2024, dem 3. Sonntag auf dem Weg zum Osterfest (Lesejahr B). 

Durch Wüste. Was hält ab vom Weg in Leben? – Das war vor zwei Wochen.

Hauptsache, ihr hört auf IHN. – So am letzten Sonntag.

Und heute kommt das zusammen: Die unterdrückerische Maloche haben sie zurückgelassen. Das haben sie IHM zu verdanken. Aber jetzt geht’s durch Wüste. Streit kommt auf: Lieber rot als tot? Lieber tot als rot?

Weder, noch: Ihr sollt leben. Und daran eure Freude haben. Alle miteinander! Ich verspreche es euch. Ich schwöre es! Schließen wir einen Bund miteinander! Ihr habt mich doch schon kennengelernt: Ich führe euch heraus aus allem elenden Sklaven-Dasein.

Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe,
und wie ich euch auf Adlerflügeln hierhergetragen habe.

(Exodus 19,4)

Ja, ihr könnt mir trauen: Ich euer Gott. Ihr mein Volk. Wenn ihr das wollt.

Sie sollen sich entscheiden, auf wen oder was sie hören. Mose soll ihnen das klar machen.

Auch weiterhin,
wenn ihr auf meine Stimme hört
und meinen Bund haltet,
sollt ihr unter allen Völkern
mein besonderes Eigentum sein …
ein Königreich von Priestern
und ein heiliges Volk …
(Exodus 19,5)

Alles Menschen höchster Würde! Darauf will er sich festlegen: Er wird dafür sorgen: Nichts und niemand darf ihnen ihre Würde verletzen! Wenn sie das wollen und einen Bund mit ihm eingehen.

In diese Situation hinein holt uns heute die Stimme der Bibel:

Mose ging
und rief die Ältesten des Volkes zusammen.
Er legte ihnen alles vor,
was der HERR ihm aufgetragen hatte.
Das ganze Volk antwortete einstimmig
und erklärte:
Alles, was der HERR gesagt hat,
wollen wir tun.
Mose überbrachte dem HERRN
die Antwort des Volkes.
(Exodus 19,7-8)

Und dann spricht der Herr zum Volk –
das ist die erste Schriftlesung – in der Kurzfassung –
an diesem 3. Sonntag auf dem Weg zum Osterfest:

Ich bin der HERR,
dein Gott,
der dich aus dem Land Ägypten geführt hat,
aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir
keine anderen Götter haben. …
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes,
nicht missbrauchen; …
Gedenke des Sabbats:
Halte ihn heilig! …

So weit, was die Beziehung betrifft zwischen dem Volk und ihm. In der Langfassung nennt er auch Einzelheiten und wie er das meint, und er begründet, was daran so wichtig ist.

Und danach nennt er ein paar Punkte, die sie in der Beziehung untereinander unbedingt beachten müssen.

Durchgängig ist dabei das Volk als Einheit angesprochen: „du“.

Und es heißt wiederholt „du sollst …“ Es geht um einen Bundesschluss, um einen Vertrag: Er legt sich fest, was sein Wesen ihnen gegenüber ist. Und was er als dafür notwendige Vereinbarung nennt, worauf sie sich festlegen sollen, das formulieren wir in der Sprache moderner Verträge allerdings anders: Da werden ja immer beide Vertragsparteien in der dritten Person benannt. Woran sie sich verpflichtend binden, benennt jeweils ein Zeitwort, ein Verb in einer Wortform der Gegenwart oder der Zukunft. Wir sagen zum Beispiel: „Das Volk wird dies und jenes tun und dies und jenes nicht tun.“ Oder: „Das Volk tut dies oder das.“

Dieser Bundesschluss, der – aufgeschrieben – immer wieder erinnert wurde, als sie bereits im Land Israel angekommen waren, beschreibt also – auf die Situation am Sinai bezogen – eine Zukunft. Dementsprechend würden wir heute übersetzen: „Du wirst …“ und „Du wirst nicht …“ Zumal die hebräische Sprache ein Wort wie „du sollst“ überhaupt nicht kennt.

Wenn das beachtet wird, erhält die Fortsetzung des Bibeltextes einen eigenen Stellenwert – auch in der uns vertrauten alten Übersetzung:

Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren,
nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin,
sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas,
das deinem Nächsten gehört.
(Ex 20,1-5a.7a.8-10.12-17)

Die darin enthaltene Logik lautet: Wenn ihr euch auf diesen Weg festlegen wollt und euch vertrauensvoll daran haltet, dann kann ich euch auch in Zukunft als mein besonders geliebtes Eigentum schützen und, wenn es darauf ankommt, immer wieder in die Freiheit führen. Dann wird es euch allen gut gehen.

Das ist die Botschaft.

Und darüber hinaus: Und alle Völker werden dann sehen,
wie gut es wird, wenn sie sich von mir führen
oder bestimmen oder regieren lassen.

Und da er sich so darauf festlegt, alle miteinander zuverlässig in ein erfülltes Leben hinein zu befreien, bricht auch heute die Gemeinschaft der Glaubenden in der Kirche in Jubel aus und antwortet mit den Worten des Psalms:

Kv:  Herr, du hast Worte ewigen Lebens.

Die Weisung des HERRN ist vollkommen,
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich,
den Unwissenden macht es weise. – Kv

Die Befehle des HERRN sind gerade,
sie erfüllen das Herz mit Freude.
Das Gebot des HERRN ist rein,
es erleuchtet die Augen. – Kv

Die Furcht des HERRN ist lauter,
sie besteht für immer.
Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig,
gerecht sind sie alle. – Kv

Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge.
Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.
Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen;
reichen Lohn hat, wer sie beachtet. – Kv

(Psalm 19, 8-12)

Und wenn ich es heute hier dabei belasse, finden Sie das als „Sonntagsbotschaft“ übertrieben? realitätsfern? frömmelnd?

Dann füge ich doch noch etwas an:

Auch damals in der Zeit von Jesus standen so viele Erfahrungen einer solchen Sicht von einem glücklichen Bund zwischen Gott und seinem Volk ganz und gar entgegen! Da hatte man sich längst angepasst und an die überall üblichen „kleinen Brötchen“ gewöhnt: Ob Gott oder nicht, wir müssen uns halt an Gebote und Gesetze halten. Und wer nicht will, muss büßen.

Und so entstanden immer mehr Vorschriften. Je mehr es wurden, umso weniger hielt man sich dran. „Bürokratische Monster“, würden wir heute sagen, entstanden. Und die Erfahrung zeigte: So geht’s nicht.

Aber wie denn?!

Da kam Jesus. Er zeigte, wie man aus Gottes Wegweisung erfüllt leben kann – in liebendem Vertrauen auf den Bund zwischen Gott und seinem Volk, zwischen Mensch und seinem Gott. Er macht es vor. Und dass es für ihn nichts Wichtigeres gibt als ein Leben in diesem Bund, das zeigt er mit seiner Bereitschaft zum tödlichen Konflikt mit denen, die aus dem Dilemma ihr eigenes Süppchen gekocht hatten. Er macht daraus eine Erneuerung des Bundes.

Einige überzeugte das, einige jedenfalls nachdem ihn das tatsächlich sein Leben gekostet hatte.

Auf dem Weg zum Osterfest, in Jerusalem, bringt er sie alle durcheinander. Er ereifert sich über die Opfer, die dem Volk abverlangt werden, weil seine Führenden das Wesentliche und die Nebensächlichkeiten durcheinandergebracht hatten.

Einige kamen zur Besinnung. Nach seiner Hinrichtung verstanden sie und jubelten.

Christen – bis heute – sind ihre Nachkommen. Deswegen, neugierig auf die Erzählung, die ihnen dann zum Evangelium wird, jubeln auch sie:

Kv: Lob dir, Christus, König und Erlöser!

So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat. – Kv


Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel
fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben
und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus,
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg,
macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich,
dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen:
Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen
werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre
wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn
in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferstanden war,
erinnerten sich seine Jünger,
dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
(Johannes 2,13-25 / hier nur bis 22)

 

Ähnlich siehe auch die entsprechende „Sonntagsbotschaft“ von vor 3 Jahren:
Zehn Verbote? Zehn Freiheiten! 

 

Auch hier meine Bücherempfehlung:

  • „Die Zehn Gebote – Anweisungen für das Land der Freiheit“ von Fulbert Steffensky aus dem Jahr 2003;
  • und „Die Zehn Gebote – Wegweiser in die Freiheit“ von Anselm Grün 2009.

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