Dabei will ich Aufmerksamkeit fördern für eine – logisch notwendige – Unterscheidung je nach Lebenssituation und Betroffenheit des Hörenden / Lesenden:
Evangelium „für die Armen“ – zum Beispiel – ruft bei Reichen wohl eher ein Stöhnen hervor, Arme aber können da aufatmen.
Wenn Jesus am Sabbat „verbotenerweise“ Kranke heilt, dann entlockt das den Kranken Freudenrufe, den Ordnungshütern aber Zornesausbrüche.
Wenn Jesus mit Berufung auf Gott zu gesellschaftlichen Veränderungen aufruft und sie in die Wege leitet, dann stört das alle, die sich mit den alten Gleisen gut eingerichtet haben, ja davon profitieren, aber lässt alle diejenigen hoffnungsvoll aufhorchen, die zu Opfern der alten Gleise geworden sind.
Derselbe Bibel-Text löst also bei den einen freudige Zustimmung aus, bei den anderen wütende Ablehnung.
Vorsicht: Wer als fromm oder als gläubig oder als Christ gelten will, wird die eigene Ablehnung allerdings hinter irgendwelchen Abwehrmechanismen zu verschleiern verstehen.
Daher ist es wichtig, sich als Hörer der eigenen Position bewusst zu werden. Dann kann ich mich entscheiden, wie ich dazu Stellung beziehe. Insofern ruft biblische Botschaft immer wieder zu Entscheidungen. Am wichtigsten dabei ist, mir der Entscheidungssituation bewusst zu werden und dann mir ausreichend Zeit zum Verdauen, für das Finden meiner eigenen Entscheidung zu nehmen, also nicht vorschnell zu entscheiden.