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Wie kann man nur …

… in einem Gottesdienst so viel von Gott mitkriegen! So vielfältig hat diese Feier meiner Sehnsucht nach einem starken Gottesdienst entsprochen! Es ist schon ein Jahr her und für mich immer noch aktuell: das Konventamt am Pfingstsonntag 2010 in der Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach.

Beim Ende des Uhrschlags das brausende Orgelspiel war bereits Pfingsten! Das Kreuz mit dem Gekreuzigten, von Kerzen begleitet an der Spitze der mächtigen Einzugsprozession durch die versammelte Gemeinde, machte mir einfach klar: Christus zieht hier ein, er kommt in unsere Mitte!

Die Eröffnung der Feier breitete eine festliche Freude aus, die auch nicht – wie sonst immer häufiger üblich – gleich mit einem niederdrückenden Wühlen in Sündenbewusstsein klein gehalten wurde, sondern wachsen konnte – bis hin zu einem in die Predigt integrierten ungeschminkten Benennen der Sünde, mit der wir uns aber nüchtern und froh dem Gott anvertrauen konnten, der den Weg in eine bessere Zukunft mit uns geht.

Zwei Bibel-Lesungen vor dem Evangelium wurden uns gegönnt („zugemutet“, sagen manche): die Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte und Paulus mit seiner Betonung der Vielfalt der Gaben des einen Geistes aus dem 1. Korintherbrief – samt Antwortpsalm und Sequenz mit Halleluja!

Die Lesungen wurden von zwei jungen Frauen mit offenkundig deutlichem Verständnis und diszipliniertem Nachdruck wahrhaftig „verkündet“. Und danach folgte jeweils eine – wenn auch kurze – Stille zum Nachklingen, ohne dass der verbreitet übliche vorschnelle Deckel „Dank sei Gott!“ das Ankommenlassen des Wortes bremste.

Wie verehrungsvoll wurde – durch Prozession und verkündigenden, kommunikativen Vortrag – mit dem Evangelium umgegangen!

Die Predigt hat der Organist gehalten. Stark! Er sprach von dem Pfingstgeist, der nach Christi Tod und Auferstehung die ganze Welt erfüllt – und hoffentlich immer mehr! Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal nannte er die Medien: Da die Kirche ihrer Wächteraufgabe nicht mehr ausreichend nachgekommen war, übernahmen die Medien diese Aufgabe – und in ihrer Stimme konnte man Gottes Geist erkennen. … Und am Ende des Gottesdienstes hat er noch mal „gepredigt“ – mit seinem Orgelnachspiel. An dem Applaus danach habe ich mich gerne kräftig beteiligt.

Die Fürbitten knüpften an die verkündete Botschaft an und bezogen sich alle auf Anliegen, die auch mir wichtig sind. Sie vertrauten Sorgen Gott an, ohne ihn informieren oder irgendjemand belehren zu wollen. Gerne schloss ich mich nach jeder Fürbitte dem – akustisch den Kirchenraum füllenden – gesungenen Ruf an: „Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!“

Beim Weihrauch zur Gabenbereitung wurde mir plötzlich der Eindruck vermittelt und deutlich gemacht: Ja, ich gehöre dazu! Ich habe mich einbezogen gefühlt in das Beweihräuchert-Werden, das beim Abt seinen Anfang genommen hatte. Ich sah mich plötzlich – zu meiner großen Feude – einbezogen in diese Beziehungsbewegung zu Gott hin, die sich um Brot und Wein, die Gaben für die Eucharistie, konzentrierte. Die ersehnte Erfahrung von Zugehörigkeit. Noch dazu – wozu zugehörig!

Als Einladung zum Gabengebet sprach der Abt nicht die – sich immer mehr einbürgernde – problematische Version, die die Hände des Priesters als die tragende Rolle der Opferdarbringung nennt, sondern er rief einfach auf: „Lasst uns beten!“

Dann der Weihrauch für Brot und Wein bei den Einsetzungsworten: Da wurde mir plötzlich klar: Ja, Gott, dieses Gebet, mit dem wir dich erinnern an das, was Jesus uns da gegeben hat, wozu er uns aufgefordert, was er uns zugesagt hat – dieses Gebet soll wirklich zu dir „aufsteigen“!

Beim Vaterunser (ich hatte meinen Platz in der 5. Bankreihe): Alle Menschen in meinem Blickfeld, einschließlich Altarraum mit voll besetztem Chorgestühl, standen mit ausgebreiteten Armen oder offenen Händen! Selten habe ich dieses Gebet in so inbrünstiger Solidarität erlebt!

Und bei der Kommunion: Ich konnte die Hostie wirklich als Brot schmecken – und ohne müffigen Geschmack!

Sprache und Gesten der Akteure, aber auch der vielen anderen teilnehmenden Menschen, habe ich hier durch die Bank als stimmig und authentisch wahrnehmen können. Es gab nichts Verschämtes, sondern viel Übereinstimung habe ich erlebt.

Durch vielerlei habe ich erlebt: Ja, hier geschieht – vorweggenommen – etwas von dem, was das Buch der Offenbarung malt: die Vielen (die große Kirche war auch wirklich voll!) … Auch die roten Messgewänder: einfach, aber kräftig rot; das war für mich etwas ganz Schönes; das passte für mich plötzlich (obwohl ich doch sonst eigentlich die weißen „Taufgewänder“ mit Überwurfstola vorziehe). … Ich war immer wieder bis zum Weinen hin einfach überwältigt.

Übrigens: Kein Problem mit der Länge des Gottesdienstes! Er dauerte über 1 ½ Stunden, obwohl nach den 1 ½ Stunden schon der nächste Gottesdienst auf dem Plan stand und die dann hereinströmenden Leute gegen die (noch nicht) hinausströmenden strömten.

Gäbe es doch mehr solcher Gottesdienste! Da könnte gut Pfingsten werden!

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